Ungarn wurde von der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise hart getroffen. Das osteuropäische Land musste 2008 beim Internationalen Währungsfond und bei der europäischen Union um einen finanziellen Rettungsgürtel bitten. Als Gegenleistung gab es und gibt es auch in diesem Jahr Sparmassnahmen. Sparen tun die ungarischen Bürger auch, selbst zu Weihnachten. Laut einer frischen Umfrage kauft ein Viertel der Menschen kein Geschenk für die Feiertage. Christian Erdei berichtet.
Atmo Einkaufszentrum
Die Musik-Abteilung eines Einkaufzentrums in Budapest. Es sind viele Leute im Laden, eine Kundin blättert gerade zwischen CDs.
O-Ton Kundin1
„CDs sind ideale Geschenke für Weihnachten, sie sind halten lange und kosten auch nicht so viel. Weil ich Kinder haben muss ich darauf gucken, was wie viel kostet. Doch ich muss zugeben, Weihnachten ist ein Fest, wo ich eher weniger sparsam bin. Doch aus so kostet ein Geschenk für eine Person mehr als 40 Euro.“
Sprecher:
Sie versucht heuer weniger auszugeben, als vergangenes Jahr.
O-Ton Kundin2
„Weil alles teuer geworden ist, versucht man automatisch zu sparen. Bücher oder CDs sind da eine Ausnahme, aber bei Klamotten und Spielzeugen kann man wählerischer sein.“
Sprecher:
Das heißt auch sparen. Laut einer Umfrage des ungarischen Meinungsforschungsinstituts, Ipsos, gib die Hälfte der Ungarn weniger als 70 Euro für Weihnachtsgeschenke aus. Nur ein Fünftel der Befragten ist bereit mehr als 100 Euro für die weihnachtliche Bescherung hinzublättern.
Atmo klavier
Sprecher:
Da ist Miklós Kovács eine Ausnahme. Er ist dabei in einem Laden für Instrumente ein elektrisches Klavier für seine Frau zu kaufen. Das kostet ihn mehr als 700 Euro.
O-Ton Miki
„Ich plane schon seit Jahren die Familie mit einem elektrischen Klavier zu überraschen, denn das alte ist schon kaputt und meine Frau liebt es für die Kinder zu spielen. Klar, es ist sehr teuer, aber ich hatte seit 10 Jahren Ersparnisse in der Bank, die ich jetzt aufbrauchen werde. Weihnachten ist eine gute Gelegenheit um jetzt für ein so schönes Geschenk mein Geld auszugeben.“
Sprecher:
Da ist der Kunde eine Ausnahme. Ein Viertel der Ungarn kauft überhaupt kein Geschenk heuer. Vergangenes Jahr haben nur 19% der Befragten nichts unter den Weihnachtsbaum gestellt. Grund: der Forint ist wegen der Krise weniger Wert, die Preise steigen, viele haben keinen Job und diejenigen die Arbeiten, verdienen nicht gut.
Die meisten denken deswegen viel nach und versuchen mehr bewusst ihre Ausgaben für Geschenke zu planen. Manche Verkäufer hoffen trotzdem auf einen steigenden Absatz. Vor allem bei nachhaltigen Konsumartikeln, wie elektronischen Geräten gebe es mehr Nachfrage – sagt Balázs Szántó, Sprecher einer Elektronik-Fachmarktkette.
O-Ton Verkäufer
„In der zweiten Jahreshälfte scheint die ungarische Wirtschaft sich zu erholen, wir rechnen damit, dass dies sich auch im Kaufverhalten der Kunden widerspiegeln wird.“
Sprecher:
Denn Sparen heißt ja nicht unbedingt nichts zu kaufen – sagt auch György, der sehr auf die Preiszettel guckt.
O-Ton Kunde 3
„Man muss den Gürtel etwas enger ziehen, dann klappt es irgendwie auch mit dem Geschenk.“
Christian Erdei, Budapest, Dezember 2010 |