Radio Temeswar

Wirtschaftsmeldungen der Woche – 10.06.2010

Aus den Wirtschaftsmeldungen dieser Woche erfahren Sie unter anderem Einiges über den Stand der Wirtschaftskrise in West-Rumänien.  Adi Ardelean fasst zusammen.
Sie hören das Wirtschaftsmagazin bei Radio Temeswar – jetzt mit den Wirtschaftsmeldungen der Woche:

Rumänien funktioniert aus Schulden und der Schuldenberg wächst jede Sekunde um 600 Euro – verzeichnet die Tageszeitung Gandul. Die Journalisten sind der Meinung, auch wenn der Staat die Gehälter um 25% und die Renten um 15% reduziere, würde er dabei nur 2 Milliarden Euro einsparen. Dementsprechend brauche das Land bis Jahresende weitere 5,2 Milliarden Euro. Gemäß der Wirtschaftsfachleute sei das Land kurz davor, von den Geldgebern abgelehnt zu werden. Auf dem internen Markt erreichten die Banken bereits die Quote von 18% an Staatstiteln, während die Notenbank höchstens 20% erlaubt.

Das Finanzministerium sei bestrebt, weitere Kürzungen zu unternehmen, falls das Haushaltsdeffizit das mit dem IWF vereinbarte Ziel von 6,8 % überschreitet. Dies erklärte Finanzminister Sebastian Vladescu und bezog sich auf materielle und Kapitalausgaben. Falls aber die Wirtschaftslage im Land nicht schlechter werde, bzw. Rumänien ein Wirtschaftswachstum von 0 oder einen kleinen negativen Wert verzeichnet, so würden die beabsichtigten Sparmaßnahmen zur Gehalts- und Rentenkürzung ausreichen – so Vladescu. Diese Maßnahmen seien die besten, da sie am wenigsten das Potenzial des Wirtschaftswachstums beeinflussen können – erklärte der Finanzminister.

Hier auch die Referenzkurse der rumänischen Notenbank für heute: ein Euro wurde gestern Nachmittag mit 4Lei22 quotiert und ein US-Dollar mit 3Lei52. Der Referenzkurs für ein Hundert ungarische Forint lag bei 1Lei49 und für ein Hundert serbische Dinar bei 4Lei06. Ein Gramm Gold wurde auf 140 Lei und 22 Bani gewertet.


Die Rezession ist in Rumänien immernoch spürbar. Der Einzelhandel bleibt weiterhin schwach. Die rumänische Wirtschaft ist im ersten Quartal dieses Jahres im Vorjahresvergleich um 2,6 Prozent geschrumpft. Das teilte das Nationale Institut für Statistik mit, zitiert von der online-Ausgabe der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Im Vergleich zum letzten Quartal 2009 betrug der Rückgang 0,3 Prozent. Der Internationale Währungsfonds IWF und die Regierung erwarten in diesem Jahr Nullwachstum in Rumänien, schlimmstenfalls sogar einen Rückgang um 0,5 Prozent.  Der Rückgang war im Bausektor mit minus 17,3 Prozent am deutlichsten zu merken. Einziges Wachstumsgebiet war die Industrie mit plus 4,2 Prozent. Positiv auf das Bruttoinlandsprodukt habe sich auch die Entwicklung im Außenhandel ausgewirkt, meinten die Statistiker. Die Exporte seien um 19,5 und die Importe um 14,9 Prozent gestiegen. In den ersten vier Monaten 2010 hat auch der rumänische Einzelhandel (Kraftfahrzeuge ausgenommen) um sieben Prozent weniger Umsatz als in derselben Zeitspanne des Vorjahres gemacht. Im April sank der Umsatz gegenüber März um 0,9 Prozent, gegenüber demselben Monat 2009 waren es minus 5,7 Prozent. Bei Konsumgütern wurde in vier Monaten ein Umsatzminus im Vorjahresvergleich von 7,9 Prozent verzeichnet, bei Nahrung, Tabak und Getränken waren es minus 7,7 Prozent. Der Treibstoffumsatz verringerte sich in dieser Zeitspanne um 3,6 Prozent. Im April schrumpfte der Einzelhandelsumsatz gegenüber März bei Nicht-Nahrungsgütern um 3,9 Prozent und bei Nahrungsgütern, Getränken und Tabak um 1,9 Prozent. Der Treibstoffumsatz legte hingen um 7,0 Prozent zu. Im Vergleich zu April 2009 wurden 8,9 Prozent weniger Nahrungsgüter und 5,5 Prozent weniger Nicht-Nahrungsgüter abgesetzt. Im vergangenen Gesamtjahr 2009 war der Einzelhandel in Rumänien (ohne Kraftfahrzeuge) um 10,3 Prozent geschrumpft.

Der durschschnittliche Nettolohn war im Monat April um 4,8% geringer als im Vormonat März – gibt desweiteren das Nationale Institut für Statisstik bekannt zitiert diesmal von Radio Temeswar. Gründe dafür seien einerseits die Osterpremien im März und andererseits Produktionssenkungen, der Zwangsurlaub oder die verschlechterte Finanzlage im Monat April. Der Durchschnittslohn lag im April bei 1.436 Lei. Die besten Verdiener waren im Bereich der Finanzvermittlungen, während die schlechtesten Löhne im Bereich der Hotels und Restaurants verzeichnet wurden.


Auf dem Arbeitsmarkt scheint die Krise langsam zu verschwinden. Die Arbeitslosenrate sank landesweit im Monat Mai um 0,4 Prozent auf 7,67 Prozent. In Rumänien sind zurzeit 700 Tausend Arbeitslose. Die meisten leben in den Kreisen Vaslui, Mehedinþi, Teleorman, Dolj, Ialomiþa, Alba und Gorj. Am anderen Pol befindet sich Bukarest mit einer Arbeitslosenrate von nur 2,5%. Auch im Kreis Temesch sank die Zahl der Arbeitslosen. Im Vergleich zum Monat Januar verzeichnete die Kreisbehörde für Beschäftigung der Arbeitskräfte Ende Mai um 1500 Arbeitslose weniger und somit insgesamt knapp 15 Tausend Arbeitssuchende im Kres Temesch.

Mehr als 240 Jobs standen diese Woche den Arbeitslosen aus dem Kreis Karasch-Severin zur Verfügung. Die meisten davon waren in Reschitza und 100 davon im Bereich Ordnungshütung und Wache. Gesucht wurden Arbeitskräfte auch in Herkulesbad, Karansebesch, Orawits und Rusberg. Die meisten Stellen sind hier für qualifizierte und unqualifizierte Arbeiter, sowie für Instalateure und Schneider.

Rund 300 freie Arbeitsplätze gab es diese Woche auch im Kreis Bihar, 250 davon nur in Großwardein. Gesucht wurden Ärzte, Buchhalter, IT-Fachleute, Programmschreiber sowie Ingenieure für Produktion und Logistik. 83 freie Plätze standen den Absolventen von Fachschulen in den Branchen Leichtindustrie, Kleidung und Schuhe, aber auch in andere Bereichen zur Bewerbung. Für unqualifizierte Arbeitskräfte gab es 121 freie Stellen.

Immer mehr Temeswarer sind auf Suche nach einer Arbeitsstelle im Ausland. Dies geht aus den Daten einer Personalvermittlungsfirma im Internet hervor. Kreis Temesch belegt Platz 1 in der West-Region: 4,29% der Kreisbewohner bewarben sich für eine Auslandsstelle. Auf Platz 2 ist Kreis Hunedoara mit 3,51%. Rund ein Fünftel der Bewerber suchen Arbeitsstellen im Bauwesen, 14% im Tourismus und 12% in der Landwirtschaft.


Kreis Temesch belegt Platz 2 einer Rangliste der meisten als untätig erklärten Unternehmen. Listenführer ist die Landeshauptstadt Bukarest. Beim Steueramt Temesch wurden in diesem Jahr rund 3.200 Unternehmen als nicht mehr tätig erklärt. Grund dafür seien die schwierigen Wirtschafts-bedingungen und die unfreundliche Besteuerung – so die meisten Unternehmen in dieser Lage.

Die Wirtschaftskrise umgeht den Temeswarer Flughafen. Der Personenverkehr und der Warentransport steigen. Im ersten Trimester wuchs der Personenverkehr um 18% und der Wahrentransport um 22%. Die Bauarbeiten am neuen Terminal für Non-Schengen-Staaten werden im kommenden Monat beendet, erklärte die Flughafenleitung. Die Investition liegt bei 13,5 Millionen Lei europäische Gelder. In Betrieb soll der neue Terminal im März 2011 genommen werden. Die Einschätzungen zeigen, dass rund 150.000 Passagiere jährlich dieses Terminal benutzen werden. Die Flughafenleitung erwartet einen Anstieg des Verkehrs um weitere 20%.

Und mit dieser positiven Meldung enden auch die Wirtschaftsnachrichten der Woche.

Meine Damen und Herren, hiermit endet auch diese Ausgabe unseres Wirtschaftsmagazins. Mit aktuellen Wirtschaftsthemen erwarten wir Sie in einer Wochen wieder. Haben Sie bis dahin eine erfolgreiche Woche!


06.10. WM  


 Adrian Ardelean, Temeswar, 10.06.2010
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