Die 8.te Auflage des Underground-Theaterfestivals läuft diese Tage in Arad in der Veranstaltung des Kulturhauses der Stadt. Am 10. Mai hat das Festival begonnen, morgen, den 20. Mai, klingt es aus. In dieser Zeitspanne wurden insgesamt 37 Darbietungen von Ensembles und Künstlern aus 13 Ländern gegeben. Zu den Mitveranstaltern zählt auch das Kulturforum Europa aus Deutschland. Der Verein brachte nach Arad 3 Performances: die Eröffnungsshow des italienischen Ensembles Ricci/Forte, die Ungarisch-Deutsche Produktion betitelt „Glück“ sowie die Tanzperformance „50/50“ eines Ensembles aus der europäischen Kulturhauptstadt dieses Jahres Essen. Über diese beiden deutschen Highlights bei „Arad Underground“ berichten wir heute.
Kristof Szabo ist ein gebürtiger Budapester, der seit seinem 12.ten Lebensjahr in Köln lebt. Gemeinsam mit der ungarischen Sängerin Erzsi Kiss und dem Entertainer Janos Bodai brachte er am Donnerstag-abend seine Produktion auf der Studio-Bühne des klassischen Staatstheaters in Arad – und das in Welt-Uraufführung. Das Stück soll an den kommenden Tagen in Köln seine Premiere haben. Mit Kristof Szabo sprach nach der Vorführung Adrian Ardelean.
Eine weitere Welturaufführung innerhalb des Arader Underground-Theaterfestivals war die Tanzperformance „50/50“ von Freitag Abend. 5 Tänzer aus Lateinamerika und Asien, die in Essen an der Folkwang Universität der Künste studieren, brachten eine moderne und aktuelle Show auf die Bühne des alten Theaters. Für Choreographie zeichnete William Sancez als Kolumbien, für Ton- und Lichtdesign – Pamela Fernandes aus Argentinien. Unser Kollege Adrian Ardelean war dabei und sprach anschließend mit den Künstlern.
William Sanchez, Kolumbien: Als Choreograph arbeite ich seit 3-4 Jahren. Jetzt habe ich dieses Stück vorbereitet, es heißt 50/50. Wichtig für mich ist es, der Gefühle zwischenmenschlicher Beziehungen einen Ausdruck zu verleihen. Es geht hauptsächlich um Beziehungen zwischen Männern und wie die Gefühle den Umgang in bestimmten Situationen beeinflüssen können. Die einzige Möglichkeit, seine eigene Lebensvision zu verwirklichen, ist manchmal im Traum. Und gerade das wollte ich durch meine Choreographie herüberbringen. Für mich sind die Gefühle, die während des Tanzes lebendig werden, viel wichtiger als die Tanzformen selbst, die ohne Gefühle leer bleiben. Die Figuren sind mir einfach nicht genug und ich glaube, dass ich durch den Traum, durch diese Gefühle, etwas Ehrliches zeigen kann durch meine Sprache, den Tanz.
Victor Alfonso Zapata Cardenas, Kolumbien: Wenn man tanzt, kann man nicht so oft ins Publikum schauen, aber man kann die Atmosphäre fühlen. Diese Masse hinter dem Publikum war sehr stark. Ich glaube, für das Publikum war das ein Stück, das die Leute zum Nachdenken anregt, ihre Horizonte erweitert. Das Publikum war heute Abend überraschend positiv.
Jose Ma Ortiz, Mexiko: Ich habe nicht so langen Applaus erwartet. Für uns war es sehr angenehm. Das ist die Belohnung, die wir am Ende des Stücks für unsere Mühe erhalten. Wir sind mit einem guten Eindruck geblieben.
Ricardo Rodriguez, Mexiko: Ich bin sehr zufrieden mit der Akzeptanz des Publikums. Die Idee des Stücks war meiner Meinung nach, Beziehungen zwischen Mann und Mann zu zeigen, ohne aber dabei einen sexuellen Kontext zu haben. Das Publikum konnte verstehen, dass es hierbei um zwischenmenschliche Beziehungen geht, egal wie man dazu steht.
Raymond Liew, Malaysien: Ich bin sehr glücklich, mit diesen guten Jungs tanzen zu dürfen. Wir sind ein tolles Team und das schönste daran ist, dass wir auf der Bühne unsere Sexualität nicht vortäuschen müssen. Aus dem Publikum habe ich positive Energie gespürt. Ohne hohe Erwartungen haben wir unsere Show einfach durchgezogen und sind froh über die Reaktion des Publikums.
Felipe González, Chile: Ich bin sehr zufrieden, weil wir eine kleine Revolution gemacht haben. Es ist sehr gut, dass die Reaktion der Leute normal war. Wir haben keine Distanz zum Publikum empfunden.
Pamela Fernández, Argentinien: Ich glaube, die Leute waren hier sehr offen, ein bisschen überrascht, aber es war sehr schön, hier zu sein und so viel Applaus – das war gut.
Moderator: Das Stück „50/50“ wurde innerhalb des Festivals Arad Underground uraufgeführt. Die Deutschlandprämiere feiert die Tanzperformance in Aachen im Monat Juli.