Die 60.sten Internationalen Filmfestspiele in Berlin beginnen morgen. Rund 400 Filme aus aller Welt werden 10 Tage lang über die Leinwände der bundesdeutschen Hauptstadt flimmern. Rumänien ist bei der Berlinale 2010 mit 4 Produktionen vertreten. Über die Jubiläumsauflage der Internationalen Filmfestspiele in Berlin erkundigte sich Adrian Adrelean.
„Die Geburtstagstorte aus nahezu 400 Filmen ist gebacken“, verkündet der Direktor des Festivals, Dieter Kosslick. Blitzlichtgewitter, roter Teppich, Filmstars: die Berlinale verspricht zehn Tage lang großes Kino in der bundesdeutschen Hauptstadt – verzeichnet „Magazine Deutschland“. Das Festival erblickte 1951 das Licht der Filmwelt. Zum 60.sten Geburtstag gratulieren unter anderem Hollywood-Größen wie Regisseur Martin Scorsese, der zusammen mit den beiden Schauspielern Leonardo di Caprio und Ben Kingsley seinen neuen Film „Shutter Island“ vorstellt. Prominent besetzt ist auch die internationale Jury der 60.sten Filmfestspiele: Mit dem deutschen Regisseuren Werner Herzog übernimmt einer der einflussreichsten Filmemacher des Autorenkinos den Vorsitz. Neben ihm entscheiden über die Vergabe der Goldenen und Silbernen Bären unter anderem Hollywood-Star Renée Zellweger, die italienische Regisseurin und Autorin Francesca Comencini und der Schriftsteller Nuruddin Farah aus Somalia mit. 20 Filme konkurrieren im Berlinale Palast um den Goldenen Bären für den besten Film und um die Silbernen Bären in weiteren Kategorien. Ins Rennen um die begehrten Auszeichnungen gehen in diesem Jahr auch drei deutsche Filme.
Eröffnet wird die Berlinale mit einer Weltpremiere aus China. Wang Quan´an – vor drei Jahren Gewinner des Goldenen Bären – zeigt seinen neuen Film „Getrennt-Zusammen“.
Das Filmprogramm der Berlinale gliedert sich in sieben Sektionen: den Wettbewerb, das Panorama, das Forum, Generation, die Perspektive Deutsches Kino, die Berlinale Shorts und die Retrospektive. In der Wettbewerb-Sektion sind insgesamt 26 Filme aus 18 Ländern zu sehen, darunter 18 Weltpremieren. 7 davon sind Koproduktionen Deutschlands oder Österreichs:
- “Jud Süß - Film ohne Gewissen” Österreich/Deutschland, von Oskar Roehler,
- “Shahada” Deutschland, von Burhan Qurbani,
- “Bal / Honig” Türkei/Deutschland, von Semih Kaplanoglu,
- “Der Räuber” Österreich/Deutschland, von Benjamin Heisenberg,
- “Shekarchi / Der Jäger” Deutschland/Iran, von Rafi Pitts,
- “Der Ghostwriter” Frankreich/Deutschland/Großbritannien, von Roman Polanski,
- UND – “Na Putu / On the Path” Bosnien-Herzegowina/Österreich/Deutschland/Kroatien, von Jasmila Zbanic.
Unter den Weltprämieren in der Wettbewerb-Sektion tritt auch eine rumänisch-schwedische Produktion ins Rennen: "Eu când vreau sa fluier, fluier/ Wenn ich pfeifen möchte, pfeife ich" in der Regie von Florin ªerban. Der Streifen erzählt die Geschichte von Silviu, einem Teenager, der seit 4 Jahren in einem Gefängnis an der Donau sitzt. 2 Wochen vor seiner Freisetzung erfährt er, dass seine Mutter zurück aus Italien gekehrt ist, um seinen jüngeren Bruder mitzunehmen. Ihm bleiben nur noch 5 Tage, um eine Lösung zu finden. Er verliebt sich aber in der Zwischenzeit in eine Soziologiestudentin, die ihr Praktikum in der Haftanstalt macht. In seinem inneren Kampf zwischen Emotionen und Zeitdruck ist sich Silviu bewußt, dass ihm nun alles passieren kann.
Rumänien ist auch mit 3 weiteren Streifen in anderen Sektionen vertreten. Die Kurzfilmsektion "Berlinale Shorts" erfreut sich gleich 2-er rumänischen Produktionen: "Derby" in der Regie von Paul Negoescu, und "Colivia"/"Der Käfig" in der Regie von Adrian Sitaru. Der 4.te rumänsiche Film geht ins Rennen der Kategorie "Forum": "Portretul luptãtorului la tinereþe"/"Das Protrait des Kämpfers in seiner Jugendzeit“ in der Regie von Constantin Popescu. Der Streifen schildert das Schicksal der antikommunistischen Partisanengruppen nach dem 2.ten Weltkrieg: zurückgezogen in den Bergen, verfolgt von dem berüchtigten Sicherheitsdienst Securitate, beliebt und unterstützt von der einfachen Bevölkerungsschicht aus der Gegend.
Auffallend viele deutsche Filme finden sich desweiteren im Programm der Forum-Reihe. Sieben von insgesamt 34 Produktionen stammen von deutschen Filmemachern. Hier nur einige davon: Dominik Graf erzählt in „Im Angesicht des Verbrechens“ von der russischen Unterwelt, die sich mitten im Berliner Westen angesiedelt hat. Das eigentlich als Fernsehserie konzipierte, achtstündige Werk wird als Weltpremiere zu sehen sein. Tatjana Turanskyjs „Eine flexible Frau“ porträtiert eine Frau von Anfang 40, die ihren Job als Architektin verliert, aber nicht gewillt ist, sich dem Druck der Hartz-IV-Gesellschaft zu beugen. Und schließlich Philip Scheffners „Der Tag des Spatzen“ handelt vom trügerischen Frieden in einem Land, das anderswo Krieg führt.
Ein Höhepunkt der Berlinale 2010 ist eine spektakuläre Premiere: die restaurierte Originalfassung des Stummfilms „Metropolis“ von Fritz Lang. Der Klassiker aus dem Jahr 1927, der weltweit Maßstäbe für die Filmkunst setzte, kehrt am 12.ten Februar im Berliner Friedrichstadtpalast auf die Kinoleinwand zurück – und wird zudem live am Brandenburger Tor übertragen.
Adrian Ardelean, Temeswar, 10.02.2010 |