Radio Temeswar

Wirtschaftsmeldungen der Woche - 21.01.2010

– IWF, Weltbank und EU-Kommission verhandeln in Bukarest mit den rumänischen Behörden die Erteilung der anstehenden Darlehenstranchen,
– BMI-Vertreter besprechen am Wochenende in Hermannstadt die bundesdeutsche Förderung der Rumäniendeutschen im Jahr 2010 – UND
– mehr als 12.000 Unternehmen aus den Kreisen West-Rumäniens gaben bis Ende 2009 ihre Tätigkeit auf.
Das und mehr erfahren Sie aus den Wirtschaftsmeldungen der Woche.

Sie hören das Wirtschaftsmagazin bei Radio Temeswar – jetzt mit den Wirtschaftsmeldungen der Woche:

Eine Delegation des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Europäischen Kommission traf diese Woche in Bukarest ein. Die Fachleute erörtern mit den rumänischen Behörden, wie und wann die nächsten Geldtranchen des internationalen Darlehens erteilt werden sollen. Die Gespräche starteten gestern und dauern eine Woche lang. Analysiert werden sollen die Staatshaushalte Rumäniens für 2009 und 2010 sowie die Wirtschaftsreformen, die das Land trifft, um das bestrebte Haushaltsdefizit einzuhalten. Abhängig davon könnte die Europäische Union ihre 2. Tranche des Darlehens an Rumänien im Wert von einer Milliarde Euro erteilen. Auch der Internationale Währungsfonds sollte danach beschließen, die 3. und 4. Darlehenstranche an Rumänien im Wert von 2,3 Milliarden Euro auszuzahlen. Finanzminister Sebastian Vladescu ist der Meinung, durch die Verabschiedung des Staatshaushaltes 2010 erfülle Rumänien die Bedingungen für die Erteilung der Darlehenstranchen. Das Abkommen Rumäniens mit den internationalen Institutionen sieht ein Darlehen im Wert von insgesamt rund 20 Milliarden Euro vor.

Auch eine Delegation des deutschen Bundesministeriums des Inneren trifft diese Woche in Rumänien ein. Am Samstag findet in Hermannstadt die Jahresplanungskonferenz für die Förderung der deutschen Minderheit in Rumänien statt. Entschieden wird über die Verteilung der Fördergelder aus Deutschland für das Jahr 2010. Im vergangenen Jahr erhielt die deutsche Minderheit aus Rumänien aus Mitteln der Bundesrepublik eine Fördersumme von rund 1,6 Millionen Euro. Die rumänische Regierung stellte 2009 den deutschen Minderheitenorganisationen rund 5,5 Millionen Lei bereit – das sind umgerechnet rund 1,3 Millionen Euro. Auch für 2010 werden ähnliche Summen sowohl aus Deutschland als auch aus Rumänien erwartet.

Die Beitragzahler zum einheitlichen Rentensysthem könnten in diesem Jahr mehr werden. Eingegliedert werden sollen auch die öffentlichen Beamten mit Sonderstatus aus dem Verteidigungsbereich, die Militärbeamten sowie die Freiberufler, die Anwälte und der Clerus. Gemäß eines Gesetzesentwurfs sollen künftig auch die Nutznießer von Urheberrechts- oder Mitarbeiterverträgen nicht mehr von dem Beitrag an die Sozialversicherung befreit werden. In diesem Fall sollen nur die Arbeitnehmer ihre Beiträge auszahlen – so der Vorschlag des Arbeitsministers Mihai Seitan. Gemäß der Arbeitgeberverbände liegt die Zahl der Urheberrechts- und Mitarbeiterverträge in Rumänien bei rund 550.000.

Die Angestellten aus dem Staatssektor müssen in diesem Jahr auf ihren 13.ten Monatslohn verzichten. Premierminister Emil Boc erklärte, dies sei unter den Krisenbedingungen nicht mehr möglich. Wenn man die Renten nicht erhöht, kann man auch nicht weitere Prämien erteilen – so Boc weiter. Der Premier stufte die Erklärung einiger seiner Minister, wonach in der folgenden Zeitspanne 100.000 Angestellte entlassen werden sollten, als unbegründet ein.

Finanzminister Sebastian Vladescu überrascht erneut mit seiner Aussage. Nachdem er 100.000 Entlassungen aus dem Staatssektor angekündigt hatte, sagt er 200.000 Unternehmeninsolvenzen im Privatsektor voraus. Die Fachleute meinen, die Zahl sei realistisch, wenn die Microunternehmen nicht mehr 3% Einkommenssteuer zahlen dürfen wie bisher, sondern 16% Gewinnsteuer oder den minimalen Steuersatz. Den Beschluss traf die Parlamentsmehrheit, die einen Änderungsantrag der Liberalen zum Haushaltsentwurf bezüglich der Schonfristerweiterung für Kleine und Mittelständische Unternehmen nicht annahm. Die Maßnahme tritt vorläufig nicht in Kraft.

Immer mehr Unternehmen aus den Kreisen West-Rumäniens geben ihre Tätigkeit auf. Schuld daran seien die Wirtschaftskrise und die unfreundlichen Regierungsmaßnahmen, so die Betroffenen. Im Kreis Temesch brachen bisher mehr als 5.000 Firmen ihre Geschäfte ab, im Kreis Arad entschlossen sich für diese Maßnahme 3.200 Firmen, im Kreis Hunedoara 2.800 und im Kreis Karasch-Severin 1.300 Unternehmen. Andere Manager hingegen beschließen, ihre Firmen komplet aufzulösen. Bis Ende 2009 beantragten die Streichung aus dem Handelsregister 628 Unternehmen aus dem Kreis Temesch, 146 aus Arad, 396 aus Hunedoara und 125 aus Karasch-Severin. Die meisten dieser Maßnahmen kamen infolge des Regierungsbeschlusses vom 1. Mai 2009, wonach der minimale Steuersatz für Unternehmen eingeführt wurde, ohne die Profitquoten des laufenden Jahres zu berücksichtigen.

Ein Eingriff im Bereich Steuern und Abgaben sei unter den Krisenbedingungen nicht willkommen, auch wenn die Maßnahme Geld für den Staatshaushalt einbringen soll. Dies erklärt der Berater des Nationalbank-Gouverneurs, Adrian Vasilescu. Er versicherte zudem, die Gehälter im Staatssektor und die Renten würden problemlos auch 2010 ausgezahlt werden können, auch wenn die Wirtschaft schwierige Zeiten erlebt. Mehr noch, Rumänien werde in diesem Jahr aus der Wirtschaftskrise langsam herauskommen – so Vasilescu weiter.

Die Nationalbank Rumäniens legte gestern-nachmittag folgende Referenzkurse für die Bezugswährungen des Leu fest: Ein Euro ist 4Lei11 wert und ein US-Dollar 2Lei90. Der Referenzkurs für ein Hundert ungarische Forint liegt bei 1Lei53 und für ein Hundert serbische Dinar bei 4Lei23. Ein Gramm Gold wurde auf 105 Lei und 43 Bani gewertet.

Neue Regelungen für die Wechselstuben: Die Kunden, die sich betrogen fühlen, können ihren Geldwechsel innerhalb von 24 Stunden rückgängig machen. Die Nationale Behörde für Kundeschutz erzwingt nun diese Anforderung der Konsumenten. Hintergrund dafür sind die versteckten Gebühren der Wechselstuben oder die Unterschiede zwischen den angegebenen und den praktizierten Wechselkursen.

30 Unternehmen aus Temeswar und eines aus Lugosch haben Winterschlussverkauf angemeldet. Die Preisreduzierungen sind bis zum 15. April gültig. Gemäß der Gesetzgebung müssen die Firmen ihre Saisonpreissenkungen bei den Stadt- oder Gemeindeverwaltungen anmelden. Im Gegenfall drohen Geldstrafen zwischen 2 und 10 Tausend Lei.

Der neue Campus der Temeswarer West-Universität in der Oituz-Strasse könnte infolge einer Investition von 40 Millionen Euro im Jahr 2013 vollendet werden. Laut Rektor Ioan Talpos arbeitet man heuer an 4 neuen Studentenheimen, die 930 Plätze bieten sollen. In diesem Jahr soll auch die neue Sportanlage fertiggestellt werden, die laut Projekt einen Sportsaal mit einer Kapazität von 800 Plätzen und eine Schwimmhalle umfasst. Alle Gebäude im neuen Campus decken ihren Energiebedarf selbst mittels neuer Technologien.

Die Temescher Gemeinde Lowrin wird über den größten und modernsten Landwirtschaftsmarkt der Region verfügen. Premierminister Emil Boc soll Ende vergangenen Jahres 3 Tausend Lei aus den Reservefonds der Regierung hierfür bereit gestellt haben – so der Abgeordnete Alin Popoviciu. Eine solche Einrichtung sei notwendig, da es viele Farmer und Landwirte in der Umgebung gibt, die ihre Produkte in Lowrin wöchentlich verkaufen.

Die Fernheizgesellschaft aus Temeswar verfügt über eine europäische Finanzierung im Wert von 70 Millionen Euro für Modernisierungsarbeiten. Erneuert werden sollen die bereits existierenden Heinzzentralen sowie das Zulieferungsnetzwerk. Die Modernisierung soll zu einer geringeren Umweltverschmutzung und einer erhöhten Leistung führen.

Die Dienstleistungen im Bereich Wasser und Abwasser im Kreis Temesch werden ab dem 1. Feburar umstrukturiert. Ein entsprechendes Abkommen wurde diese Woche zwischen dem Entwicklungsverein Wasser-und-Abwasser Temesch und der Gesellschaft Aquatim unterzeichnet. Angestrebt werden europäische Finanzierungen im Wert von 100 Millionen Euro. Danach sollen 40.000 Kreisbewohner mit Leitungswasser versorgt und 50.000 am Kanalisationsnetzwerk angeschlossen werden.

Der Kreis Arad gab Ende vergangener Woche die Dokumentation für eine EU-finanzierung ab. Mit 140 Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren die Leitungswasser- und Abwassernetzwerke in 10 Ortschaftsballungen erweitert werden. Nutznießer sind mehr als 250 Tausend Kreisbewohner. Der Kreisrat nahm in einer Sondersitzung die Machbarkeitsstudie und die Mitfinanzierung des Projektes an. Der Kostenanteil von 1,8% wird aus dem eigenen Haushalt sowie aus einem Darlehen der Wassergesellschaft gedeckt. Die Arbeiten sollen im Herbst dieses Jahres beginnen.

Die Nationale Gesellschaft für Landstraßen schreibt die Arbeiten am Ostsektor der Arader Umgehungsstraße aus. Diese soll 10 Kilometer messen und die Stadteinfahrten aus den Richtungen Temeswar und Diemrich-Bukarest verbinden. Das Projekt wurde auf 110 Millionen Lei eingeschätzt und der Termin für die Vollendung der Arbeiten ist in 2 Jahren von der Vertragsunterzeichnung. Desweiteren ausgeschrieben werden die Arbeiten an den Landstraßenüberführungen der Bahnlinien Arad-Budapest und Arad-Bukarest. Die Bautermine betragen in diesen Fällen 24 bzw. 36 Monate und die Investitionsprojekte wurden auf je 43 Millionen Lei eingeschätzt.

Die rumänische Bahngesellschaft für Fahrgäste CFR Cãlãtori kauft in den nächsten 4 Jahren 400 neue Waggons vom Typ InterRegio von der Arader Gesellschaft Astra. Für die 400 Waggons zahlt CFR rund eine Milliarde Lei. Die Finanzierung erfolgt aus dem Staatshaushalt. Die letzten Waggons soll Astra am 10. Dezember 2013 an die Bahngesellschaft liefern.

Rumänische Urlaubsorte warben für sich bei der diesjährigen Wiener Tourismusmesse. Drei Ausstellungen von traditionellem rumänischen Handwerk wurden gezeigt: Eierbemalkunst aus der Moldau, Holzschnitzerei aus dem Donau-Delta und Töpferei aus dem Banat. Besonders begeistert zeigte sich das Publikum für die Regionen Buchenland, Siebenbürgen, das Donau-Delta, die Gebirgswege in den Karpaten, aber auch für Bukarest und das Banat.

Das waren die Wirtschaftsmeldungen der Woche und hiermit endet auch diese Ausgabe unseres Wirtschaftsmagazins. Mit frischen Wirtschaftsthemen erwarte ich Sie in 2 Wochen wieder. Kommenden Donnerstag laden Sie die Radioredaktionen des Medienvereins FunkForum zu ihrer monatlichen Gemeinschaftssendung FunkMagazin ein. Haben Sie bis dahin eine erfolgreiche Woche!


01.21. Wirtschaftsmeldungen  


 Adrian Ardelean, Temeswar, 21.01.2010
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