Kirchweih wurde am Sonntag vor Schulbeginn in Neuarad gefeiert. Die katholische Kirche im Arader Stadtviertel auf dem Banater Ufer des Marosch-Flusses ist dem Fest Mariä Namen geweiht, das im Kirchenkalender am 12. September festgehalten ist. Die Tradition der letzten 25 Jahre nach der Wende besagt, dass man das Fest am Sonntag vor Schulbeginn feiert, da die meisten Trachtenträger Schüler der Neuarader Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule sind. Heuer war es ein sonniger Herbstsonntag, wie es nur ein Mal in 3-4 Jahren der Fall ist – zeigen die Statistiken, die in Neuarad seit 1900 gehalten werden. Adi Ardelean war dabei und berichtet.
Die Trachtenpaare und ihre Gäste trafen sich am Sonntag-Vormittag im Hof der deutschen Grundschule. Bis 1947 war das das Rathaus von Neuarad, dannach wurde die Gemeinde zu Arad angeschlossen und das Gebäude der Schule für den Unterricht übergeben. Seit 1992 wird das Kirchweihfest von der deutschen Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde, dem Deutschen Ortsforum und seiner Jugendorganisation Banat-JA gestaltet. Und ebenfalls seit 23 Jahren spielt beim banatschwäbischen Fest der Neuarader Gemeinde die slowakische Kapelle Nadlacanka aus der Arader Grenzortschaft Nadlak, da es seit der Wende keine deutsche Ortskapelle mehr gibt.
Von der deutschen Grundschule marschierten die rund 40 Trachtenpaare zur römisch-katholischen Ortskirche auf. Deutsche Schule und banatschwäbische Kirchweihfeste gibt es in Neuarad seit 290 Jahren. Die jetzige katholische Kirche wurde vor 188 Jahren dem Fest Mariä Namen geweiht, ein Fest, das an die Besiegung der Türken durch die Österreicher vor rund 300 Jahren erinnert, was auch dazu geführt hat, dass die Donauschwaben in diesem Landesteil angesiedelt wurden. Den Gottesdienst zelebrierte der Generalvikar der katholischen Diözese Temeswar Johann Dirschl gemeinsam mit seinem Bruder, dem Ortspfarrer Mathes Dirschl, und einem weiteren Gastpfarrer. Zum Auftakt der Messe begrüßten die Vortänzer die Gläubigen, dannach der Hauptzelebrant.
Nach dem Gottesdienst zogen die Trachtenpaare in den Pfarrhof, tanzten die drei Ehrentänze und wurden mit Kipfeln und Säften bewirtet.
Dannach ging es durch die Straßen von Neuarad. Es wurde gejubelt und getanzt, die Kirchweihjungs spendeten den Passanten und Zaungästen Wein. Domminant ist für die Neuarader Kirchweihtracht die rosarote Farbe. Gegeben wird sie von den Oberröcken der Mädchentrachten und den Hutbändern der Jungs. Das Modell stammt aus dem Jahr 1939. Und 39 war diesmal auch die Zahl der Paare, die diese Tracht angezogen haben.
Das Programm ging am Nachmittag weiter. Das Fest der deutschen Gemeinde wurde in den letzten Jahren zum Fest des gesamten Arader Stadtviertels. Das Nachmittagsprogramm wird demzufolge nicht mehr im Schulhof, im Sportsaal oder in der Schulkantine, sondern auf dem Parkplatz im Zentrum von Neuarad ausgetragen. Möglich wurde das in diesem Jahr auch Dank des schönen Wetters.
Die Blaskapelle spielte zum Tanz auf. Während der Musikreprisen wurde der buntgeschmückte Rosmareinstrauß versteigert. Seit der Auswanderung in die USA in den 1920-er Jahren wird der Kirchweihstrauß in Neuarad innerhalb einer so wörtlich „amerikanischen Verlizitierung“ versteigert. Die Regeln erklärte Cristian Faur, langjähriges Mitglied der deutschen Tanzgruppe.
Bei Blasmusik, Tanz und guter Laune aber vor allem bei einem wunderbaren Spätsommerwetter verging der Kirchweihnachmittag in Neuarad. Ob es auch eine nächste Auflage des Festes geben wird? Das Interesse für den deutschsprachigen Unterricht an der Neuarader Schule ist immer größer und den Schülern wird neben der deutschen sogenannten Muttersprache auch banatschwäbische Kultur beigebracht. Unter diesen Voraussetzungen kann die Antwort auf die Kontinuitätsfrage dieses Neuarader Kirchweihfestes nur positiv ausfallen.