Gedenkfeier der ehemaligen Russlanddeportierten in Schimonidorf bei Arad
Der Verein der ehemaligen Russlanddeportierten organisierte Mitte Januar Gedenkveranstaltungen aus Anlass des 68. Jahrestags seit dem Beginn der Verschleppung der Rumäniendeutschen in die damalige Sovjetunion nach dem 2. Weltkrieg. Die ehemaligen Russlanddeportierten aus dem Verwaltungskreis Arad kamen am Sonntag, den 20. Januar, in Schimonidorf in der Gemeinde Mischka zusammen. Hier gibt es ein Denkmal der Deportation, das auf Initiative einer Dorflehrerin und einer Bildhauerin aus Arad mit Unterstüzung des Gemeinde- und des Kreisrates aufgestellt wurde. Eingeweiht wurde das Denkmal 2008 aus Anlass des 60. Jahrestags seit der Rückkehr der ehemaligen Russlanddeportierten. Seitdem werden hier jährlich Mitte Januar Gedenkveranstaltungen für die ehemaligen Russlandverschleppten aus dem ganzen Verwaltungskreis Arad organisiert. Adi Ardelean war diesmal dabei.
Schneeregen und kalter Wind. So ist es eben Mitte Januar in West-Rumänien. Das Deportiertenlied erzählt von einem Lager in Russland, wohin junge Leute aus Rumänien gebracht wurden, weil sie Deutsche waren. Sie mußten für die Kriegsschäden zahlen, die das Deutsche Reich während des 2. Weltkriegs der Sovjetunion zugebracht hatte. Mehrere Jahre Zwangsarbeit hieß es damals für alle arbeitsfähigen rumänischen Staatsbürger deutscher Mittersprache. Erst nach der Wende 1989 kam diese dunkle Seite der Geschichte ans Licht. Dann konnten sich die ehemaligen Russlanddeportierten in Vereinen organisieren, ihr Leid aussprechen und für ihre Rechte kämpfen. Magdanela Contras leitet die Arader Kreisfiliale des Vereins der ehemaligen Russlanddeportierten.
Ein ökumänischer Gottesdienst wurde für alle verstorbenen Deportierten in der römisch-katholischen Dorfkirche abgehalten. Zelebranten waren der katholische und der evangelische Dorfpfarrer sowie Pfarrer Walter Sinn aus der Gemeinde Semlak. Während des Gottesdienstes spielte Alex, ein Mitglied der deutschen Jugendorganisation Banat-JA aus Arad, an der Pannflöte. Nach dem Gottesdienst wurden Kränze beim Deportiertendenkmal nieder gelegt und Deportiertenlieder gesungen. Im Anschluss daran war ein gemütliches Beisamensein bei Tee und Kuchen in der Dorfschule vorgesehen.
Pfarrer Walter Sinn begleitete nach Schimonidorf eine kleine Gruppe ehemaliger Russlanddeportierten aus Semlak. Auch einige ehemalige Russlanddeportierten aus der Stadt Arad waren dabei. Als der Verein Anfang der 90-er Jahre gegründet wurde, zählte er noch Tausende Mitglieder. Nun leben im Kreis Arad nur noch weniger als ein Hundert. Die Vorsitzende der Arder Kreisfiliale Magdalena Contras bekannt auch als die Magdi Tante kennt sie alle persönlich. Sie besucht sie jährlich und bringt ihnen die 20 Euro vorbei, die jeder Überlebende der Deportation aus Deutschland erhält.
Über ihr Leid wollen die ehemaligen Russlanddeportierten kaum sprechen, verriet uns die Magdi Tante. Eva Toth aus Semlak war damals vor 68 Jahren die jüngste Russlandverschleppte aus ihrer Ortschaft. Nun ist sie fast 85 Jahre alt. Sie spricht ungern darüber, was ihr in der damaligen Sovjetunion passiert ist. Dennoch ist es lehrreich, solche Gedenkveranstaltungen jährlich zu organisieren, meint die Vorsitzende der Arader Kreisfiliale der ehemaligen Russlanddeportierten Magdalena Contras und auf die diesjährige Gedenkfeier an die Russlanddeportation ist sie als Hauptveranstalterin stolz.