In Deutschland fällt immer öfters der Begriff „akuter Fachkräftemangel“. Besonders im medizinischen Bereich fehlen Ärzte und Krankenpfleger. Betroffen sind viele Branchen. Denn die Bevölkerungszahlen in Deutschland gehen zurück. Die Jugend fehlt, das Interesse an Berufsschulen schwindet. Trotz hohem Bedarf ist die Nachfrage gering. Darum schreiten Arbeitgeber zu einem Plan B über: Es werden Fachkräfte im Ausland angeworben. Auch das selbstständige Diakoniewerk in der Evangelisch-methodistischen Kirche, Martha-Maria, sucht dringend junge Mitarbeiter. In Bayern und den benachbarten Bundesländern betreibt das Diakoniewerk Krankenhäuser,Seniorenzentren und andere soziale Einrichtungen. Auch eine Berufsfachschule für Krankenpflege in Nürnberg wird betrieben. Diese sucht frische Auszubildende aus dem europäischen Ausland.
Anfang Oktober besuchte eine Delegation das Nikolaus Lenau Lyzeum aus Temeswar/Timi{oara, um frischen Nachwuchs für die Berufsschule anzuwerben. Die Stadt an der Bega wäre der perfekte Anlaufort, um potenzielle Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Denn noch immer ist die deutsche Sprache für viele Arbeitgeber entscheidend. Siegfried Kitzmann, Leiter der Zentrale Dienste Personal des Diakoniewerks Martha-Maria, unterbreitete Schülern der elften und zwölften Klasse des Nikolaus Lenau Lyzeums eine Alternative zum Studium: die Ausbildung zur Pflegefachkraft. Denn eine akademische Ausbildung, so Kitzmann, wäre längst keine Garantie mehr, für einen sicheren Arbeitsplatz. Viele würden sogar inzwischen als Taxifahrer jobben, trotz Studium, weil der Bedarf mittlerweile so klein ist. Dagegen würde eine Ausbildung zum Alten- oder Krankenpfleger nicht nur höhere Jobchancen einräumen, sondern auch einen langfristigen Arbeitsplatz sichern. Das zumindest versprach Kitzmann den Schülern während der einstündigen Präsentation im Festsaal der Lenau Schule. Trotzdem betonte er, dass es keine Entweder-oder-Frage ist. Wer gerne studieren möchte, kann es nach der Berufsausbildung noch machen. Wer gleich nach dem Abschluss anfängt, kann die dreijährige Ausbildung erfolgreich mit 21 Jahren beenden. Inzwischen bietet die Berufsfachschule für Krankenpflege Nürnberg in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule Nürnberg den Studiengang „PflegeDual“ an. Dadurch werden Berufsausbildung und Bachelor-Studium miteinander gekoppelt. Nach neun Semestern erhalten Absolventen zwei Abschlüsse.
Die klassische Berufsausbildung wäre finanziell tragbarer für Ausländer. Die Fachschule übernimmt nicht nur die Kosten für die Unterbringung, sondern zahlt den auszubildenden auch einen Startgehalt von rund 650 Euro netto. Über den konkreten Ablauf der Berufsausbildung sprach Jessica Roth. Sie befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr und gehört auch zu den Teilnehmern des „PflegeDual“-Studiengangs. Jährlich werden nur sechs bis neun Plätze vergeben. „ Es ist ein Beruf der zukunftsorientiert ist“, meint Jessica. „ Es bleiben viele Chancen offen, auch im Nachhinein wegen den vielen Weiterbildungsmöglichkeiten.“