Radio Temeswar

Eine Stunde deutsch-jiddische Kulturgeschichte

Theo Bross ließ das Cello trauern, Oliver Deutsch folgte mit dem Klavier, während die Schauspielerin Claudia Steiner die berühmten Worte rezitierte „Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts.“ Paul Celans Holocaust Gedicht war Höhepunkt des einstündigen Konzerts, dass in der Kantine der Jüdischen Gemeinde aus Temeswar gehalten wurde.
 

Das Trio bestehend aus Oliver Deutsch (links), Claudia Steiner (mitte) und Theo Bross (rechts) begeisterten das Publikum. Foto: Robert Tari 

Jüdische Gemeinde Temeswar lud zum Konzert ein


Mit „Dir auf der Spur, Mojshe“ brachten Theo Bross und Oliver Deutsch ein deutsch-jiddisches Melodrama auch nach Temeswar. Das Konzert wurde bereits drei Mal in Ost-Europa gehalten, damals noch ohne Claudia Steiner. Neben dem berühmten Celan-Gedicht trug sie auch andere Gedichte, Geschichten und Witze vor. Parallel wurden manche der Texte entweder auf Ungarisch, Rumänisch oder Jiddisch übertitelt. Mit Deutsch konnten die meisten Zuschauer wenig anfangen, auch mit Jiddisch schienen sich viele der Anwesenden schwer zu tun. Den meisten Erfolg hatten meist die ins Rumänische übertragenen Witze. Im Publikum saßen aber auch Vertreter der deutschen Gemeinde aus dem Banat. Der Konzertabend entstand mit Unterstützung des deutschen auswärtigen Amtes, dem Goethe Institut Bukarest und der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg. Gesponsort wurde der Abend vom deutsprachigen Wirtschaftsclub Banat. Mitveranstalter war das deutsche Kulturzentrum Temeswar. Für den deutschen Konsul Klaus Christian Olasz stellte der Abend etwas ganz Besonderes dar. „ Ich liebe solche Momente, Kammermusik und gute Texte, wirklich gute Texte die nicht vordergründig Worthülsen und Geklingel aneinander reihen,“ resümierte Olasz nach dem Konzert seinen Eindruck. 
Der Pianist Oliver Deutsch hat Verwandte in Israel, stammt ursprünglich aus Arad und lebt zur Zeit in der Schweiz. Heimatlosigkeit war eines der Themen des Abends. Er selbst würde sich inzwischen als Weltbürger beschreiben. Zwar fühlt er sich in der Schweiz wohl, seine spirituelle Heimat bleibt allerdings Israel, wo auch ein Großteil seiner Familie lebt. 
„Dir auf der Spur, Mojshe” versuchte einen Einblick in die jüdische Kultur der letzten Jahrhunderte zu gewähren. Dabei wurde ein Publikum angesprochen, dass inzwischen nicht mehr rein jüdisch ist. Im Banat und Rumänien teilt die jüdische Minderheit das gleiche Schicksal der Deutschen. Durch massive Auswanderungen scheinen beide allmählich in Rumänien auszusterben. 




16.11.Dir auf der Spur, Mojishe  


 Robert Tari, Temeswar, 16.11.2011
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