Banater Zeitung

Abschied von Two And A Half Men - Ein Kommentar

Als CBS angekündigt hat, dass sie mit Two And A Half Men ohne Charlie Sheen weitermachen, war ich skeptisch. Die letzten Staffeln habe ich ehrlich gesagt nicht mehr genossen. Jake hat als Teenager viel von seinem Charme verloren, Alan legte ständig die gleiche Platte auf und Charlie wirkte übermüdet. Warum Serien endlos laufen müssen, ist für mich schon immer ein Rätsel gewesen. Auch die Simpsons sind schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr witzig. Irgendwann geht die Luft raus. 







Seit 2002 ein Renner: Charlie Sheen (im Vordergrund) spielte den reichen Musiker Charlie Harper Foto: CBS/Cristian Krause


Warum die Serie in No Men At All umbenannt werden soll


Ohne Sheen hätte ich mir Two And A Half Men schon lange nicht mehr angetan. Selbst wenn seine Figur Charlie Harper inzwischen so träge wirkte, hielt er immer noch die Serie zusammen. Als dann der Rauswurf im Frühjahr folgte, hätte die Serie ein Ende finden müssen. Doch Produzent Chuck Lorre macht weiter und hat für Staffel Neun Ashton Kutcher als Ersatz für Sheen ins Boot geholt. Ich weiß nicht, was sich Lorre dabei gedacht hat. Wahrscheinlich hat er gehofft, dass Kutcher das sinkende Schiff noch retten könnte. Stattdessen, scheint es, geht der neue Star von Two And A Half Men mit der gesamten Crew unter. In neun Jahren kommen viele Folgen zusammen und es hat schon viele Reinfälle gegeben. Doch die Serie war noch nie so desastruös, wie in den letzten vier Wochen. Kutcher bringt’s nicht. Die bisherigen Folgen waren weder komisch noch besonders clever. Sie haben nur das unterstrichen, was scheinbar jeder außer Chuck Lorre weiß: Two And A Half Men ohne Charlie Sheen könnte ebensogut No Men At All heißen. 

Besonders die erste Folge der neuen Staffel war eine Beleidigung für jeden Zuschauer, der sich diese Serie neun Jahre lang angeschaut hat und somit sie über Wasser hielt. Wahrscheinlich hat Lorre gedacht, dass er mit „Nice to Meet You, Walden Schmidt“ Sheen eins auswischen kann. Schließlich hat sich der Produzent in den letzten Monaten zurückgehalten und auf Sheens öffentliche Beleidigungen keine Statements gegeben. 
Nun scheint, dass Lorre den Entschluß gefasst hat, das Schweigen zu brechen und den Zuschauer dafür zu bestrafen. In der ersten Folge der neunten Staffel vergeht keine Minute, ohne das Charlies Sheens Figur fertig gemacht wird. Man sollte sich nie mit einem Sitcom-Schreiber anlegen, scheint die Devise zu lauten, denn sie können ganz schon fies sein. Zuerst habe ich Chuck Lorre für seine Zurückhaltung applaudiert. Er hatte sich eigentlich professionell verhalten. „Hatte“ ist das richtige Wort, denn nach „Nice to Meet You, Walden Schmidt“  kommt mir Lorre wie ein verletzter Schuljunge vor, der von einem Bully aufs Maul gekriegt hat, sich im stillen Kämmerchen ausgeheult hat, nur um dann in sein Notizbuch all die Dinge aufzuschreiben, die er seinem Peiniger antun möchte.

Das Ergebnis ist eine 20-minütige Katastrophe von einer Serie, in der Lorre vergessen hat, worauf es bei Serien ankommt, nämlich das Publikum. Es sind schon oft Charaktere herausgeschrieben worden aus Serien, aber noch nie war eine Beerdigung im Fernsehen, so pietätlos und zynisch, wie die von Charlie Harper. Man hätte es verziehen, wenn die Witze witzig gewesen wären. Stattdessen bombardiert dich die Folge mit einem Flatjoke nach dem anderen. Noch nie hat ein Laughingtrack so gestört, wie in Nice to Meet You, Walden Schmidt“  und den darauffolgenden drei Episoden.  Dass nun wirklich niemand  um den armen Charlie Harper (und nicht Sheen, wie es der gute Herr Lorre glaubt) trauert, ist genauso unglaubwürdig wie die Todesursache. Dass Charlies Mutter Eveline schon immer als Hexe dargestellt wurde, ist ja keine Neuigkeit, aber in der Post-Sheen-Ära wird sie geradezu zum Biest. Und dann beschreibt noch Rose die Umstände, die zu Charlies tragischem Tod führten: Sie hatte ihn vor einem fahrenden Zug geschubst und dabei zugeschaut, wie er wie ein Fleischballon in die Luft geflogen ist. Hier musste ich mich schon fragen, ob Lorre doch nicht ein wenig nachtragend ist. Und dann die nächste Szene: Charlies Haus wird von Eveline verkauft und wer zeigt sich interessiert? Dharma und Greg Hauptdarsteller Jenna Elfman und Thomas Gibson. Erneut zeigt sich Lorre als Schuljunge, der gerne sein Ego aufbauen möchte. Die Botschaft ist klar: Nicht Sheen hat Two And A Half Men groß gemacht, sondern Two And A Half Men Sheen. Jemand scheint da an einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden. 

Höhepunkt der ersten Folge war die Einführung von Ashton Kutchers Charakter Walden Schmidt. Alan sitzt im Wohnzimmer, hält die Urne seines toten Bruders in den Händen und fragt sich, was er nun mit den Überresten anstellen soll. Prompt der geniale Einfall: Ins Meer damit. Doch dazu lässt es Lorre nicht kommen. Stattdessen taucht Asthon Kutcher auf, Alan erschrickt und verstreut unabsichtlich Charlie Harpers Asche im ganzen Wohnzimmer. Falls ihr die Anspielung mit der Asche nicht verstanden habt, muss ich euch nur daran erinnern, dass Kutchers Vorname ASH-ton  lautet. Darum ist also aus Hugh Grant und John Stamos als Ersatz für Sheen nichts geworden. Wenn es doch nur ASH-ton Stamos oder ASH-ton Grant geheißen hätte. Gut das nicht auch Charlie Sheen auf die Idee gekommen ist, sich den Namen Ashton zuzulegen, wer weiß dann wäre er sogar noch sein eigener Nemesis geworden. 

Ich nehme es Chuck Lorre nicht übel, dass er so gerne mit Worten spielt. Überhaupt bin ich ein Riesenfan seiner Vanity Cards. Es ist nun mal seine Spielwiese und natürlich darf man nicht vergessen, dass wir Lore auch „The Big Bang Theory“ verdanken. Aber als ein Mann der sich respektiert, würde ich mich nicht an einen Schauspieler auf Kosten der Zuschauer rächen. Das wäre doch Mal ein nettes Thema für eine Vanity Card, wie es denn so ist, als erfolgreicher Produzent, wenn jemand wie Charlie Sheen dir auf die Füße tritt. Hier haben sich zwei getroffen, die beide an einem Gottkomplex leiden und vergessen haben, in ihrem Streit, die Zuschauer und Fans der Serie aus der Schusslinie zu entfernen. Denn um Gott zu sein, muss jemand an dich glauben und momentan glaubt niemand an den Erfolg von Two And A Half Men und an den Produzenten-Gott Chuck Lorre sowieso nicht. Und schon wieder ein Thema für seine Vanity Card. Gern geschehen, Mister Lorre. Was würden Sie ohne Ihren treuen Zuschauer machen? 

 Robert Tari, Temeswar
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