Erschreckend niedrige Schülerzahlen in manchen Nationalitätengymnasien - „Das könnte das Ende dieser Schulen bedeuten“
Die Zahl der Schüler in den Nationalitätengymnasien ging den letzten Jahren drastisch zurück. Auch die zwei Fünfkirchener Gymnasien mit Nationalitätenunterricht kämpfen um jeden Schüler. Doch die Institutionen geben nicht auf, und versuchen in der Situation das Gute zu sehen. Christina Arnold besuchte die zwei Gymnasien.
Die Zahl der Schüler in den Nationalitätengymnasien ging in den letzten Jahren drastisch zurück. Auch die zwei Fünfkirchener Gymnasien mit Nationalitätenunterricht kämpfen um jeden Schüler, versuchen die Lage zu analysieren und wollen in Zukunft mit kreativen Ideen die Schüler anlocken.
Im traditionsreichen Klara Leõwey Gymnasium absolvierten noch vor 6 Jahren fast 100 Nationalitätenschüler in drei Klassen das Gymnasium. In diesem Schuljahr sitzen in der einzigen ersten Klasse nur 28 Schüler, dabei wurden alle Bewerber aufgenommen. Arbeitsgruppenleiterin der Nationalitätenabteilung Ágnes Hertrich sieht viele Gründe für das Ausbleiben der Schüler. Der demographische Rückgang betrifft selbstverständlich auch die Nationalitätenschulen, daneben bevorzugen die Schüler immer öfter die englische Sprache statt Deutsch, und sogar Französisch und Spanisch sind schwer im Kommen.
Die Lage im Valeria Koch Schulzentrum ist auch nicht viel besser. Die Direktorin Ibolya Englender-Hock bestätigte, auch dort ging die Zahl der Gymnasiasten zurück. Sie recherchiert schon länger, um herauszufinden, warum die Schüler ausbleiben und sie fand neben all den üblichen Gründen auch ein speziell für das Nationalitätenleben typischen Grund. Die Eltern in den Dörfern wollen ihre Kinder nicht ins Wohnheim ziehen lassen, dann schicken sie die Kinder lieber in Mittelschulen, welche mit dem Bus täglich erreichbar sind. „Das trifft unsere Gymnasien hart, denn genau in diesen Dörfern leben noch die Kinder, die die Traditionen noch erleben, ihr Verlust könnte das Ende dieser ú Schulen bedeuten.“ – so die Direktorin, die aber versicherte, intensiv an einer Lösung zu arbeiten.
Mit den alarmierenden Zahlen beschäftigt sich auch das Ungarndeutsche Pädagogische Institut, Leiter Dr. Gábor Frank fand weitere besondere Gründe für den Rückgang. „Die Eingliederung mancher kleiner Nationalitätenschulen am Lande hat sich negativ ausgewirkt. Fühlt sich nämlich der neue Direktor für diese besonderen Schultypen nicht verantwortlich, gingen manche dieser Klassenzüge unter. Die Wirkung davon können wir noch gar nicht richtig abwiegen.“ Als einzige Lösung für die Rettung der Nationalitätengymnasien sieht er in der Verbesserung der Bildungsqualität, und zwar in allen Bereichen, also in allen Fächern die Deutsch angeboten werden, aber das sei schwierig, meint Dr. Gabor Frank. Neben all den negativen Zahlen und pessimistischen Stimmungen sieht Ágnes Hertrich auch die positive Wirkung der kleinen Schulklassen, die Lehrer hätten nämlich mehr Zeit individuell auf die Schüler einzugehen.
Ibolya Englender-Hock hofft auf positive Tendenzen durch das neue Bildungskonzept der Regierung, denn wenn die Hochschulen auf eine Sprachprüfung bei der Aufnahmeprüfung bestehen, würde das wieder mehr Schüler in die Nationalitätengymnasien locken.