Banater Zeitung

Vermittler des Unaussprechlichen: Alina – Ondine Slimovschi

An einem antiken Schaukelstuhl und einem herzigen Miniaturmodel vorbei, führt mich die junge Künstlerin Alina – Ondine Slimovschi in ihr Atelier, ein vielleicht gerade mal drei Quadratmeter großes Zimmer in einem typisch kommunistischen Plattenbau. Hier kann man ihre jüngsten Werke bestaunen, eine Weiterführung ihrer Arbeiten, mit der sie auf der Straßburger Kunstmesse im vergangenen November Kunstkritiker überraschte. 


Im Januar folgte dann in Bukarest die Einzelausstellung Heartbeat (deutsch: Herzschlag). Der Erfolg kam nicht über Nacht für die 29-jährige Künstlerin, die bereits in 19 Gruppenausstellungen mitgewirkt hat und sich auch schon mit einer beträchtlichen Anzahl an Einzelausstellungen rühmen kann. Nun plant Slimovschi ihre erste Einzelausstellung im Ausland. Ende des Jahres hofft die Temeswarerin in Genf auf gleichen Erfolg, wie in Straßburg oder Bukarest. In der Hauptstadt verkaufte Slimovschi alle ausgestellten Werke bereits am Eröffnungsabend.

Sie kann überraschenderweise davon leben, schlussfolgert Slimovschi. Ein Glück für die Künstlerin, die sich ganz ihrer Kunst widmet, aber auch für die Galerie D’Ancona Budis, die Slimovschi vertritt.

In den meisten ihrer Bilder behandelt sie das Thema der Kindheit; meist spielen Kinder oder Jugendliche eine Rolle in ihren Schwarz-Weiß-Bildern , die oft verspielt und stets eine bestimmte Erwartung ausdrücken. Besonders der Schwarz-Weiß-Kontrast in ihren Bildern drückt Sehnsucht und Nostalgie aus. Kinder finden sich oft in unfreundlichen, verlassenen Orten wieder. Trotz der Dominanz harter Schatten und Konturen, einer ständig präsenten Finsternis in den großen, oft leeren, einschüchternden Räumen, strahlen die Bilder den Wunsch nach Geborgenheit aus. Es scheint, eine konstante Suche nach Geborgenheit zu sein.

Der Drang, sich auf Schwarz-Weiß zu fokussieren, rührt aus Slimovschis Erfahrungen, die sie vor drei Jahren mit behinderten Kindern gemacht hat. Düstere Bilder, in denen Kinder eine Opferrolle spielen, sind das Ergebnis. Finstere und verlassene Räume drücken Vereinsamung und Isolation aus. Über die Jahre haben sich die Bilder aber zunehmend aufgehellt. Durch ihre jüngsten Werke möchte sie besonders Hoffnung ausdrücken und das tut sie durch mehr Licht und Natursymbole.

Ihre Kunst erinnert an Gegenwartskünstler wie Tilo Baumgärtel. Sie selbst gibt auch die Künstler der Neuen Leipziger Schule als eine der wichtigsten Inspirationsquellen an.

Mit Hearbeat empfindet die Künstlerin, dass sie einen wichtigen Schritt in ihrer Karriere als Künstlerin gemacht hat. Sie hat ein für sich passendes Konzept und den richtigen Stil entdeckt und darin sieht sich auch das Geheimnis ihres jüngsten Erfolges.

Neben ihrer Arbeit als Künstlerin hat sie auch eine Kunstwerkstatt für Jugendliche in Hatzfeld/Jimbolia organisiert. Bereits zum dritten Mal findet die Werkstatt in diesem Sommer statt. An der Organisation hat sich die Künstlerin in den letzten zwei Jahren nicht mehr beteiligt, trotz ihres wichtigen Beitrags bei der Entstehung der kulturellen Veranstaltung, die junge Künstler aus allen Ecken des Landes anlockt.
 Robert Tari, Temeswar, 28.07.2011
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