Radio Arad

Gedenkveranstaltung in Semlak an den Beginn der Russlanddeportation


Eine Gedenkfeier an die Deportation der Rumäniendeutschen nach Russland vor 64 Jahren fand gestern in Semlak, Kreis Arad, statt. Die deutschevangelische Kirchengemeinde veranstaltete am Sonntag einen Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen sowie ein Treffen der Überlebenden mit den jüngeren Generationen. Adi Ardelean war dabei.

Die Glocken der deutschevangelischen Kirche aus Semlak läuteten Sontagmittag 15 Minuten lang. So machte die deutsche Dorfgemeinschaft auf das traurige Ereignis von Januar 1945 aufmerksam. Dann wurden die arbeitsfähigen Rumäniendeutschen nach Russland für Wiedergutmachungsarbeiten nach dem 2. Weltkrieg verschleppt. Aus Semlak wurden 166 Deutsche im Alter zwischen 16 und 45 Jahren deportiert. Zurück blieben elternlos 107 Kinder, die von den Großeltern 5 Jahre lang großgezogen werden mußten. 27 Deportierte aus Semlak verschollten weit von ihrer Heimet. Von den Rückkehrern leben noch 7 Leute in Semlak und weitere 17, die nach Deutschland ausgewandert sind. Die Jüngste der damals verschleppten Frauen ist Eva Toth geborene Götz. Sie erfüllte im vergangenen Sommer ihr 80. Lebensjahr.

Gemeinsam mit 2 etwas noch älteren Leidensgefährtinnen sang sie uns das Lied vor, dass die Deportierten vor nun mehr als 60 Jahren im fernen Russland gesungen haben.

Auch wenn der rumänische Staat den sowjetischen Befehl gefolgt hatte und die Rumäniendeutschen in die damalige UdSSR verschleppt hatte, blieb für die Opfer dieses Befehls ihre Heimat nachwievor Rumänien. Eva Toth führt ihren Gedanken weiter.

Innerhalb eines Gottesdienstes in der evangelischen Pfarrkirche wurden die Namen aller 166 ehemaligen Russlanddeportierten vorgelesen. Den Gottesdienst hielt Pfarrer Walter Sinn. In seiner Ansprache wies er auf das Ziel dieser Gedenkveranstaltung hin, nähmlich um ähnliche Grausamtaten in der Zukunft zu vermeiden.

Die Gedenkveranstaltung ging mit einem Beisammensein bei Kaffee, Tee und Kuchen im evangelischen Pfarrhaus weiter. Aus Arad beteiligte sich eine Gruppe seitens des Deutschen Kreisforums und der Jugendorganisation Banat-JA sowie die Vorsitzende des Kreisvereins der ehemaligen Russlanddeportierten, Magdalena Contrasch. Gemeinsam sangen Gefeierte und Gäste Deportiertenlieder.

Aus Rumänien wurden Januar 1945 rund 75 Tausend Mitglieder der Deutschen Gemeinschaft in die damalige Sovietunion für 5 Jahre verschleppt. Ein Fünftel davon ging wegen der schweren Bedingungen zugrunde. Die Rückkehrer fanden zu Hause ein konsolidiertes kommunistisches Regime, das ihnen inzwischen all ihr Hab und Gut beschlagnahmt hatte. Sie mußten schweigen und erneut schwer für ihr Überleben schuften. Nach 1990 erhielten die noch nicht nach Deutschland ausgewanderten ehemaligen Russlanddeportierten die Rechte der politischen Häftlingen. Deutschland, das Land für welche sie als Kriegs-wiedergutmachung arbeiten mußten, erteilt ihnen eine symbolische Entgeltung von 10 Euro pro Jahr.


Arad - Russlanddeportierte Semlak  


 Adrian Ardelean, Januar 2009
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