„Im Herzen spürt man die Verbundenheit mit der alten Heimat“ - Gedenkfeier: 65 Jahre Vertreibung der Wetschescher Schwaben
Der Vertreibung der Ungarndeutschen gedachten die Wetschescher am 15. Mai. Vor 65 Jahren mussten hunderte ihr Hab und Gut zurücklassen, in Viehwagons wurden sie in die amerikanische Besetzungszone Deutschlands transportiert. Am Sonntag gedachten die Wetschescher mit einem reichhaltigen Programm des traurigen Ereignisses. Christian Erdei berichtet.
Mit einem deutschsprachigen Gottesdienst begann das Programm am Vormittag. Die neue katholische Dorfkirche war dich gefüllt. Die Messe hat Hans Fischer, ein Pfarrer aus Deutschland zelebriert. Am Ende des Gottesdienstes richtete der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen des Komitats Pesth, Emmerich Ritter Worte an den Gedenkenden. „Man muss auch immer wieder die Frage stellen, was zur Vertreibung geführt hat? Die Antwort ist relativ einfach: die extrem nationalistische Politik Ungarns im 20. Jahrhundert. Fast 60 Jahre hat es gedauert, bis die ungarische Politik so weit war, sich öffentlich für die unmenschlichen Gesetze im Parlament zu entschuldigen. Aber mit diesem Akt vor 3 Jahren ist nicht alles erledigt. Auch heute spürt man, dass die ungarische Politik sich oft mit doppeltem Maß mit den Nationalitäten beschäftigt. Was für die ungarische Minderheit bei den Nachbarländern getan wird ist viel mehr, als wir in Ungarn bekommen.” – so Emmerich Ritter.
Nach der Messe wurden Kränze an den Gedenktafeln an der Kirchenwand, sowie am Bahnhof niedergelegt. Mit Tränen in den Augen verfolgte das Programm Anton Wirth, der damals als 6 Jähriger vertrieben wurde. Heute lebt er in Waiblingen bei Stuttgart und ist auch Ehrenbürger von Wetschesch. „Ich komme sehr gerne zurück nach Wetschesch. Die Jahre vergehen schnell, aber im Herzen spürt man die Verbundenheit mit der alten Heimat, egal wie lange das dauert. Man gehört einfach hierher.”
Dass die Ungarndeutschen zu Wetschesch gehören zeigte man in der Nationalitätengrundschule der Stadt. Fotos und zeitgenössische Dokumente ziegen dort das Leben und Geschichte der Ungarndeutschen von der Ansiedlung bis zur Gegenwart dar. Der Organisator, und Vorsitzende des Wetschescher Kulturvereins, Michael Frühwirth hat die Ausstellung eröffnet. Er meint, dass es sehr wichtig sei, der Vertreibung würdig zu gedenken. „Die Verschleppung und Vertreibung und die daraus folgende Angst haben unsere Sprache vernichtet. Wenn wir mit solchen Veranstaltungen helfen, diese Erlebnis aufzuarbeiten, dann haben wir viel getan. Solange diejenigen da sind, die die Geschehnisse erlebt haben, müssen wir uns erinnern und gedenken. Andererseits müssen wir unser Leben, unsere Geschichte für diejenigen zeigen, die davon nichts wissen, die in der letzten Zeit nach Wetschesch gezogen sind. Das sind wir, das ist unsere Vergangenheit.” – erklärte der Vorsitzende.
Viele, besonders die Gäste aus dem Ausland haben sich für die Ausstellung interessiert. Frau Anna Baumstark fand sogar Bekannte, Freunde auf den Fotos. „Es ist immer wieder schön, wenn man zurückkommt in die alte Heimat, doch manche Erinnerungen tun so weh! Aber man freut sich, wenn man alte Bekannte, Verwandte sieht.” – sagte sie für die NZ.
In einer anderen Strasse des Dorfes, auf dem sauberen Hof eines großen Bauernhauses versammelten sich viele Menschen am Nachmittag. Das Gebäude ist großes Bauernhaus mit einer langen Veranda, mit graziösen grün gestrichenen Kolonnen aus Holz. Das Haus ist Schön renoviert, die Wände weiß gestrichen. In den Stuben findet man interessante alte Gegenstände – so ist das neue Heimatmuseum von Wetschesch, die am Sonntag feierlich eingeweiht wurde. Das Heimatmuseum sei sehr wichtig für die Wetschescher. Auch die Schülerinnen und Schüler könnten vor Ort über das Leben, über die Kultur und Geschichte der Ungarndeutschen erfahren – hob der Vize-Bürgermeister hervor – hob der stellvertretende Bürgermeister, Ferenc Tábori in seiner Festrede hervor.
Die Gedenkfeier endete um 16 Uhr mit einem Kulturprogramm in der Aula der Grundschule. Chöre, Tanzgruppen und Kapellen aus Wetschesch und aus der Umgebung lieferten eine niveauvolle Gala.