Minderheitenabgeordnete in Ungarn sollen besser Deutsch können
Wir Reporter haben das oft erlebt: Gehen in eine ungarndeutsche Ortschaft, wo es eine interessante Veranstaltung gibt. Wir wollen die Organisatoren, die Mitglieder der deutschen Selbstverwaltung interviewen, aber da kann niemand Deutsch, oder sie wagen es nicht auf Deutsch ein einfaches Interview zu geben. Unter anderem auch daran zu ändern bietet nun die Universität Fünfkirchen Deutschkurse für Mitglieder der deutschen Minderheitenselbstverwaltungen an. Der Kurs ist umsonst. Nur eines fehlt, eine große Interesse. Christian Erdei berichtet.
Ein Seminarraum an der Uni Pécs, am Lektorat für Fremdsprachenunterricht. Es sieht aus wie in einer normalen Schule. Eine Lehrerin fragt und die Schüler/innen – die in diesem Fall Erwachsene sind – sitzen in der Schulbank und antworten. Wie eben Anton Kresz, er ist Mitglied der Besedeker deutschen Selbstverwaltung. Der junge Student möchte unbedingt besser Deutsch können. „Für mich ist die deutsche Sprache sehr wichtig. Ich habe zwar Zuhause Schwäbisch gesprochen und in der Grundschule Deutsch gelernt, aber das reich bei weitem nicht aus. Man hat viel mehr Möglichkeiten, wenn man die Sprache auf einem höheren Niveau beherrscht“ – sagt er etwas stotternd, mit einigen grammatischen Fehlern, doch bereits mit einer guten Wortschatz.
Genau die Ansprüche von Herrn Kresz versucht das Lektorat auch zu erfüllen. Sie möchten praktisches Wissen vermitteln. Die Sprachfertigkeiten der Mitglieder der deutschen Selbstverwaltungen sollen entwickelt werden, aber sie sollen sich auch mit der Verwaltungssprache bekannt machen – sagt der Betreuer des Projektes, László Ránics. „Bei der Pflege von Kontakten mit Ausländern von deutschsprachigen Ländern ist ein adekvates Sprachwissen von einem großen Vorteil. Die Teilnehmer sollen gute kommunizieren, formelle Briefe schreiben, offizielle Reden halten können. Auch an den Sitzungen der Selbstverwaltungen sollen die Mitglieder Deutsch debattieren können. Da können wir helfen. Aber wenn wir nur daran denken, wie gut es klingt, wenn jemand bei einem Schwabenball eine Eröffnungsrede in einem guten Deutsch halten kann.“
Deswegen kam auch die Idee zum Deutschkurs für die Mitglieder der Minderheitenselbstverwaltungen. László Ránics war selbst Mitgleid einer Körperschaft in Sawer/Székelyszabar, seine Erfahrungen dort haben ihn dazu bewegt Deutschkurse für die Abgeordnete anzubieten. „Ja, man erkennt die sprachlichen Defizite der Kollegen, wenn ich das so sagen darf. Man muss aber sagen, dass es viele solche Abgeordnete gibt, die nicht gut Deutsch können. Die Grundidee ist jedoch, wenn jemand die Interessen einer Volksgruppe vertreten möchte, dann sollte man die Sprache dieser Volksgruppe gut beherrschen können. Hier am Lektorat haben wir bereits ein Unterrichtsprogramm, das Modul ist ideal zu diesem Projekt.“
Die Idee kam jedoch zuerst bei den Betroffenen nicht so gut an. Der Anfang war ein wenig schwer. Zuerst wurden 105 Briefe an Minderheitenselbstverwaltungen geschickt, doch nur eine Bewerbung kam zurück. Beim zweiten Versuch – wo mehr als 200 Briefe verschickt worden sind – haben sich 13 Abgeordnete angemeldet. So konnte der Kurs gestartet werden. Die Stunden hält Frau Rosalie Somogyi- Jakab, Leiterin des Lektorats.
Eine Trainingseinheit dauert 60 Unterrichtsstunden lang, für die Teilnehmer bedeutet das, dass sie 6 Wochenenden für den Kurs opfern müssen. Dafür ist jedoch das Seminar für sie kostenlos. Denn das Lektorat bekam zu seinem Projekt Unterstützung vom deutschen Bundesministerium des Inneren. Aus 20 Tausend Euro, also etwa aus 5 Millionen 400 Tausend Forint bezahlen sie die Pädagogen, die Verpflegung, Reisekosten und Unterkunft der Teilnehmer. Und eine Fortsetzung ist bereits im Gange, Bis zum 13. April hat man sich bewerben können. Doch auch ein drittes Seminar ist geplant.