Funkhaus Fünfkirchen

EU soll die Nationalitäten mehr schützen

Konferenz „Die Minderheiten für Europa – Europa für die Minderheiten“ in Fünfkirchen

3 Tage lang haben Minderheitenforscher, Politiker und Vertreter ziviler Organisationen zwischen dem 4. und 6. März in Fünfkirchen diskutiert. Ziel der internationalen Konferenz war eine Vorlage über den Schutz und Anerkennung der Nationalitäten und deren Rechte dem europäischen Parlament einzureichen.


von links nach rechts: Dr. Béla Makkai (Universitätdozent), Dr. Géza Entz, Dr. Ferenc Csefkó (Minderheitenfroscher), Dr. Péter Hoppál (Parlamentsabgeordneter), Eleonore Matkovits Kretz

Gemeinsames Auftreten der Volksgruppen nötig

Es gibt bereits mehrere Dokumente und Rechtsschriften in der Europäischen Union, die sich mit den Minderheiten befassen. Es gibt aber keine einheitliche Strategie zum Schutz der Kultur, Sprache und Autonomie der Volksgruppen. Das möchten nun Zivile ändern. Der Nationalitätenkreis der Ungarndeutschen in Pécs und in der Branau hat Experten, Politiker und Vertreter von Minderheitenorganisationen nach Fünfkirchen eingeladen, damit sie eine Vorlage erarbeiten. „Die Nationalitäten in Ungarn sollen sich endlich zusammentun und sich für die Sache der Auslandungarn und für die Minderheiten in Europa einsetzen.“ – sagte die Organisatorin, Frau Eleonora Matkovits Kretz.


An der Pressekonferenz

Zweifel an Erfolg

Nach Vorträgen haben die Teilnehmer in 6 Sektionen gearbeitet. Sie haben sich mit prinzipiellen, juristischen, geschichtlichen und politischen Angelegenheiten der Volksgruppen beschäftigt. Die erarbeiteten Ideen sollen dann in einem Dokument zusammengefasst werden. Frau Matkovits Kretz darüber: „Solange wir die Möglichkeit haben unsere Lage zu verbessern, sollen wir das auch tun. Je mehr Leute von dieser Problematik wissen, je mehr Menschen wir für unsere Sache gewinnen können, desto mehr können wir erreichen. Klar auch die Hindernisse werden an dieser Konferenz bekannt.“ Das größte Hindernis ist die EU selbst. Es ist nicht so einfach eine Vorlage dem Europäischen Parlament zu unterbreiten. Der andere Hacken sei die Einstellung der Mitgliedstaaten gegenüber den Minderheiten – sagt der EU Parlamentarier, György Schöpflin. „Die Mehrheiten wissen nichts mit den Minderheiten anzufangen. Jeder Staat ist eigentlich – bewusst oder unbewusst – an einem Nationalstaat mit einer homogenen Kultur interessiert. Diesbezüglich sind Minderheiten ein störender Faktor. Es gibt westliche Länder die vielleicht mit den Schutz der Minderheiten einverstanden sind, aber sie haben Angst die gleichen Rechte auch für die Migranten zu geben.“ – erklärte der Fidesz- Politiker

Dennoch seien alle Initiativen wichtig, die im Interesse der Minderheiten stehen – sagt wiederum die Vize- Vorsitzende der Föderalistischen Union der Europäischen Volksgruppen (FUEV), Zlatka Ziegler. „Wichtig ist, dass durch diese Konferenz ein Problembewusstsein geschaffen wird und, dass hier von vielen Seiten entsprechende Wünsche geäußert werden. Nur können wir nicht schnelle und unmittelbare Resultate erhoffen. Wir können nur etwas erreichen, wenn wir in einem gemeinsamen Dialog mit den Staaten, in denen die Volksgruppen leben, und mit der EU die Probleme bewältigen versuchen.“ – so Frau Zeigler.

Von Ungarn nur indirekte Hilfe

Die Verständigung mit den Nationalstaaten diente, dass an der Konferenz, Géza Entz, Oberberater des Ministeriums für Menschliche Ressourcen über die Rolle des Minderheitenschutzes im Programm der EU- Ratspräsidentschaft Ungarns gesprochen hat. Doch Géza Entz meint, dass das Programm diese Frage direkt gar nicht beinhaltet: „Weil jeder Mitgliedstaat das Problem anders behandelt, vermeidet die EU eine solche Konfliktsituation. So können wir auch nichts machen. Indirekt aber können wir die Unterstützung der Kultur und Sprache der Minderheiten aufgreifen.“ So versuchen die Organisatoren die Länder, so auch Ungarn, umzugehen, und mit Hilfe der Union ihre Ziele verwirklichen – sagt Frau Matkovits Kretz. „Wir haben sehr gehofft auf die Ratspräsidentschaft Ungarns. Weil aber unsere Hoffnungen unerfüllt bleiben müssen, müssen wir Zivile uns für die Sache einsetzen.“

Große Ziele und Hoffnungen

Die Nationalitäten bei der Konferenz haben sich also viel vorgenommen, sie waren aber nach der Tagung zufrieden. Der genaue Text der Parlamentsvorlage wird in den kommenden Wochen fertig gestellt. Ungewiss bleibt aber wie man diese vor das EU- Parlament bringen könnte.

Konferenz in der Konferenz

Es gab ein weiterer selbstständiger Teil der Tagung. Über die Verschleppung und Zwangsarbeit der Ungarndeutschen und der Ungarn in der Karpatenukraine haben Historiker und Pädagogen ein Unterrichtsmaterial zusammengestellt. Dies wurde am 5. März vorgestellt. Ziel ist, dass bereits die Schülerinnen und Schüler mehr über die lange verschwiegenen traurigen historischen Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren.


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 Christian Erdei, Fünfkirchen, 06.03.2011
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