Radio Arad

Gedenkveranstaltung an die Russlanddeportation in Schimonidorf

Das traurigste Kapitel in der Geschichte der Rumäniendeutschen, die Deportation zur Zwangsarbeit in die damalige Sowjetunion, jährt sich in diesen Tagen zum 66. Mal. Eine Gedenkveranstaltung an das traurige Ereignis fand auch im Kreis Arad am Sonntag, dem 23. Januar in der Kleinortschaft Schimonidorf. Adi Ardelean war dabei.

Infolge des Frontwechsels Rumäniens am 23. August 1944 begann für die 470.000 Rumäniendeutschen die schwerste Zeit ihrer Geschichte. Im Jahr zuvor mußten laut Staatsvertrag zwischen Deutschland und Rumänien  60.000 Gemeindemitglieder zum reichsdeutschen Militär einrückten. Im Januar 1945 wurden dann über 75.000 junge arbeitsfähige Männer und Frauen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert. Zurück blieben alte Leute und Kinder.

Von den 75.000 Deportierten starben mehr als 11.000 in den sowjetischen Zwangsarbeitslagern in der Ukraine und beiderseits des Ural, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen wohnen und zumeist in Bergwerken arbeiten mussten. Die Rückkehrer kamen krank und geschwächt wieder nach Hause zurück und fanden ihr Hab und Gut beschlagnamt.

Erst nach der Wende 1989 wurde den Verschleppten dieses angetane Unrecht anerkannt. Der Verein der ehemaligen Rußlanddeportierten mit Zentralsitz in Temeswar setzte sich für die Rechte seiner Mitglieder ein und erreichte es, dass die Deportierten den Statut der politisch Verfolgten des kommunistischen Regimes erhielten. Die Kreisfiliale Arad erbaute 2008 aus Spenden und mit Unterstützung des Kreisrates ein Denkmal für die verstorbenen Russlanddeportierten in Schimonidorf. Hier treffen sich seitdem jährlich die Überlebenden der Verschleppung und deren Nachfolger.

Die Gedenkveranstaltungen begannen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der römisch-katholischen Dorfkirche. Die deutsche Predigt hielt der evangelische Pfarrer aus Semlak, Walter Sinn.  Nach der heiligen Messe ging man in einer Prozession zum Deportiertendenkmal, wo Kränze nieder gelegt und Kerzen angezündet wurden. Anschließend war ein Beisamensein bei Kaffe, Tee und Kuchen in der Dorfschule angesetzt. Pfarrer Walter Sinn:

Eva Toth wurde aus Semlak 1945 verschleppt, als sie nicht einmal 18 Jahre alt war. Nun ist sie knappe 84 Jahre alt und somit eine der jüngsten ehemaligen Russlanddeportierten. Sie erinnert sich aber noch gut an die schweren Zeiten und während der ganzen Zeremonie hat sie nur geweint.

Februar 1990, als der Verein der ehemaligen Russlanddeportierten in Temeswar gegründet wurde, zählte er rund 8.000 Mitglieder landesweit. Heute sind es nur noch knapp 1.500 und sie werden immer weniger.


01.27. Russlanddeportierte Arad  


 Adrian Ardelean, Schimonidorf/Arad, 23.01.2011
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