Am 17. April 1947 hat das Pariser Théatre de l’Athéne auf seinem Spielplan die Uraufführung eines Stückes, dessen Autor im Säuglingsalter von seiner Mutter, einer Prostituierten, der Fürsorge übergeben wird, und der schon in seiner Jugendzeit als Strichjunge, vagabundierender Dieb, Schwulen-Zuhälter und schließlich als mehrjähriger Sträfling jenes Verworfenen-Leben lebt, das später zur zentralen Staffage, ja zur zelebrierten Unter- und Gegen-Welt des totalen Werte-Negierens in fast allen seinen Romanen und Stücken erhoben wird. Die Rede ist von dem französischen Schriftsteller, Dramatiker und Poet Jean Genet(1910-1986) – und von seinem absurd-grotesken Prosa-Einakter «Die Zofen» (Les Bonnes).
Die Zofen, das sind die Schwestern Claire und Solange, welche dienend gleichsam zum lebenden Mobiliar in der reichen Salon-Welt einer «gnädigen Frau» erniedrigt sind, die aber, ist die Herrschaft aus dem Haus, zu eigenem Spiel und Traum umsiedeln, um dort ihren Herrschafts-Trieben, ihren Vergeltungs-Sehnsüchten, ihrer gegenseitigen Hass-Liebe und ihrem Vernichtungsrausch zu frönen. Jean Genet selbst sagte ZITAT „Die Zofen sind Ungeheuer wie wir selber, wenn wir dieses oder jenes träumen.“ Zitat Ende. Der Autor Jean Genet entnimmt den Handlungskern seines Stücks der Wirklichkeit, einem Kriminalfall, der sich in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Frankreich abgespielt hat. Am Dienstag, dem 11.01.2011, steht dieses Stück in Premiere auf der Bühne des DSTT in Temeswar. Es entstand aus der Initiative der beiden Schauspielerinnen Ioana Iacob und Olga Török und wurde durch das Progamm „Die erste Reihe“ zur Förderung der Initiativen junger Theaterschaffender am Deutschen Theater in Temeswar unterstützt.Astrid Weisz, Temeswar, 10. Januar 2011 |