Man kann auch über Grausamkeiten lachen – so sind sie leichter verdaulich. Das Deutsche Staatstheater bringt an diesem Sonntag die Premiere von Nicky Silvers Farce – Fette Männer im Rock. Es gibt Galgenhumor und tiefe psychologische und psychatrische Grenzfälle auf der Bühne zu sehen. Um sich auf das Stück vorzubereiten besuchten die Schauspieler sogar Irrenanstalten.
Was Fette Männer im Rock für ein Stück ist, wieso es ausgewählt wurde und ob es den Schauspielern leicht oder schwer fällt in die Rollen zu begeben erfuhr Astrid Weisz bei den Proben.
„Der 1960 in Philadelphia geborene Nicky Silver ist einer der interessantesten und erfolgreichsten Autoren des „gehobenen Boulevard“, eines Theatergenres, das es auf deutschen Bühnen seit jeher recht schwer hat – im Gegensatz zu den USA. Absurd-verkorkste Familienverhältnisse, homosexuelle Beziehungsdramen, Aids, Inzest sind die Stoffe, aus denen Silver seine pointenreichen Stücke komponiert” schreibt der Pressereferent des DSTT. Dort feiert am Sonntag das Theaterstück „Fette Männer im Rock Premiere. Es spielen Horia Sãvescu einen jungen Mann, der sich in einer Irrenanstalt befindet, nachdem er Vater, Mutter und andere Menschen zumn Essen umgebracht hat, Isolde Cobeþ seine Mutter, Dirk Linke den Vater, Filmemacher, Fremdgänger und zuletzt auch Psychater. Ina Ionescu interpretiert abwechselnd mit Anne-Marie Waldeck die geliebte des Vaters und eine Insassin der psychatrischen Anstalt.
1991 machte sich Silver mit der Farce “Fette Männer im Rock“ einen Namen. In dem Stück überleben Mutter und Sohn als einzige einen Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel, wo sie sich von den toten Passagieren ernähren. Während der fünf Jahre ihres Ausharrens beginnt bei dem Jungen die Pubertät, und es kommt zum inzestuösen Sex mit der Mutter. Sie werden gerettet, doch zu Hause setzt sich das Spiel fort. Der Vater hat eine Geliebte, der monströse Sohn schlachtet zum Essen weiterhin Menschen und schläft mit der Mutter – steht es weiter im Presseschreiben des DSTT. Simona Vintila ist Regiseurin dieser schwarzen Komödie. Ausgewählt hat sie den Text als Abschlussinszenierung ihres Magister-Studiengangs, wofür sie ein Gegenwartsdrama in Szene stellen soll. Wortwitz gehört dazu, um die Grausamkeiten darzustellen, aber im Endeffekt bleibt es eine erste Vorstellung.
Das Projekt Fette Männer im Rock wird von der Stadt Temeswar, dem Institut für Auslandsbeziehungen e.V. Stuttgart und der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg gefördert. Es findet im Rahmen des DSTT - Programms "Die erste Reihe" zur Förderung junger Theaterschaffender statt. Premiere feiert Nicky Silvers Fette Männer im Rock am Sonntag um 19 Uhr im Deutschen Staatstheater Temewar.
Astrid Weisz, Temeswar, 12. Mai 2010 |