Radio Temeswar

Wirtschaftsmeldungen der Woche - 02.07.2009

Die rumänische Landeswährung verzeichnete in den letzten 7 Tagen einen leichten Wertanstieg im Vergleich zu den Bezugswährungen. Die Nationalbank legte für heute folgende Bezugskurse fest: ein Euro ist 4 Lei 18 und ein US-Dollar 2 Lei 97. Vor einer Woche lag noch der Eurokurs bei knappen 4 Lei 22 – um fast 4 Bani mehr – und der Dollarkurs bei 3 Lei 02 – um 5 Bani mehr. Die Notenbank bewertete desweiteren für heute ein Hundert ungarische Forint auf 1 Lei 54 und ein Hundert serbische Dinar auf 4 Lei 48. Ein Gramm Gold kostete gesternabend 89 Lei und 23 Bani – um fast einen Leu weniger als am Vortag.

Die 2. Jahreshälfte brachte Teuerungen, aber auch Preissenkungen mit sich. Der Treibstoff ist am 1. Juli um 6 Bani pro Liter billiger geworden, nachdem er am 30. Juni um 7 Bani verteuert wurde. Die Zigaretten sind seit gestern um bis zu 40 Bani pro Päckchen teurer. Das Erdgas ist um 5% billiger geworden und auch einige Auslandstarife der Mobilnetzwerke sind um 60% gesunken. Seit dem 1. Juli ist auch die Höchstsumme der um 90%-kompensierten Arzneien in den Apotheken von 600 auf 700 Lei gestiegen.

Die Regierung nahm sich zur Jahreshälfte einiges vor: die Exekutive will die Sozialabgaben für Unternehmen senken, welche Arbeitslose beschäftigen. Dies sollen Regierungsvertreter mit dem Internationalen Währungsfonds und mit der Europäischen Kommission verhandeln – erklärte Premier Emil Boc. Die Abgabensenkung soll um 50% für 9 Monate gelten und aus den damit erschaffenen Einsparungen beim Fonds für Arbeitslose getragen werden. --- Desweiteren erteilt die Regierung eine 6-monatige Schonfrist für die Schuldenbegleichung beim Staatshaushalt. Die Maßnahme gilt für die Unternehmen, die bis zum 30. September 2008 keine Schulden hatten und infolge der Wirtschaftskrise mit den Zahlungen an den Staatshaushalt Verspätungen verzeichneten. Bedingung dafür ist die monatliche Bezahlung der festgelegten Summen nach einem Rückzahlungsplan. --- Die Regierung beabsichtigt zudem, die Zahl ihrer Agenturen bis zum 15. Juli auf die Hälfte zu senken. Die Institutionen, die zusammengeschlossen oder reduziert werden, sollen in den kommenden 2 Wochen von den Ministerien festgelegt werden. Ausgeschlossen sind die Einrichtungen, die infolge der Verhandlungen mit der Europäischen Union gegründet wurden. Dazu zählen die National-Agentur für die Regelung und Monitorisierung der öffentlichen Aquisitionen sowie die National-Agentur zur Regelung im Energie-Bereich.

Der neue Gesetzesentwurf für die einheitliche Entlohnung der Angestellten aus dem Saatssektor sorgte diese Woche für Unzufriedenheiten. Das Gehalt einer debütierenden Lehrkraft würde demnach um 100 Lei niedriger ausfallen als bisher. Zur Zeit verdient ein neuangestellter Lehrer 1065 Lei. Nach dem neuen Entwurf würde er 965 Lei im Monat verdienen anstatt 1740 Lei – der Betrag, den die Gewerkschaften mit der Regierung verhandelten. Ein Lehrer mit einer 40-jährigen Berufserfahrung hätte, den Verhandlungen zufolge, 3600 Lei verdienen können, der neue Entwurf sieht aber nur 2580 Lei im Monat vor. Deweiteren könnte ein debütierender Schulprofessor eine Gehaltserhöhung um 45% erhalten und nach einer 40-jährigen Arbeitserfahrung eine Steigerung um 9%. --- Die Gehälter aus dem Gesundheitswesen könnten um 35% steigen, infolge der neuesten Änderungen im Gesetzesentwurf. Dementsprechend würde der Manager eines Krankenhauses, der über 400 Betten verfügt, einen Monatslohn von maximal 5400 Lei erhalten. Der Mindestlohn im Gesundheitswesen würde 810 Lei im Monat betragen. Die Gewerkschaften aus dem Bereich  verhandelten mit der Regierung eine Gehaltserhöhung um 75%.

Rund 7 Tausend Angestellte der Bahngesellschaft für Güterverkehr CFR Marfã werden ab morgen in den Zwangsurlaub geschickt. Das sind rund 40% der Angestellten. Sie erhalten in dieser Zeitspanne 3 Viertel ihres Grundlohns. Zu dieser Vereinbarung kamen die Betriebsverwaltung und die Gewerkschaft. Für den Transportbetrieb heißt das eine Einsparung von 10% der gesamten Lohnausgaben.

Der Automobilzulieferer Alcoa Fujikura beabsichtigt, eine Produktionsstätte in Tschechien zu schließen und dort 790 Angestellte zu entlassen. Ein Teil der Produktion soll nach Rumänien  verlagert werden. Das Unternehmen betreibt eine Fabrik im Kreis Arad und verfügt über einen Arbeitspunkt im Kreis Karasch-Severin. Hergestellt werden Kabelanlagen für die Automarken Ford, Audi und Volkswagen. Das Unternehmen ist eine Arbeitsgemeinschaft des chinesichen Alluminiumverarbeiters Alcoa und des japanischen Automobilzulieferers Fujikura.

Die österreichische Erste-Group will das Kapital der rumänischen Tochter Banca Comerciala Romana BCR um etwa 100 Millionen Euro aufstocken. Das erklärte Erste-Vorstandsvorsitzender Andreas Treichl – zitiert von der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Die Mutterfirma werde die rumänische Wirtschaft weiterhin unterstützen, egal ob sie um vier, fünf oder sechs Prozent schrumpft, betonte Treichl. Die BCR wird nach Angaben des Erste-Chefs weiter in Zweigstellen investieren, denn der rumänischen Bankenmarkt sei immer noch unterentwickelt.

Eine halbe Million Angestellte, die laut dem Nationalen Institut für Statistik mindestens 700 Euro netto im Monat verdienen, könnten im Rahmen des staatlichen Programms zur Förderung des Wohnungs-kaufs "Prima Casã" (Das erste Haus) einen staatlichgarantierten Kredit aufnehmen. Dies geht aus einer Analyse der Wirtschaftszeitung "Ziarul Financiar" hervor – zitiert vom Rumänien-Online-Kourier. Nachdem die Regierung jene Geldinstitute ausgewählt hat, die sich am Programm beteiligen können, haben sich diese auf die höchsten zugelassenen Zinsen geeinigt, die sie von den Kreditnehmern fordern wollen. Die Regierung will durch das vor etwa zwei Monaten angekündigte Programm, das dieser Tage starten wird, den Immobilienmarkt beleben und den Erwerb von Wohnungen unterstützen. Der Staat bürgt bei den Banken für Kredite von bis zu 60.000 Euro, die für den Kauf einer Wohnung verwendet werden.

Auf 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts belief sich im vergangenen Jahr der Gesamt-umsatz der 14 rumänischen Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen im Wert von je über einer Milliarde Euro umgesetzt haben. Dies verzeichnet der Rumänien-Online-Kourier und bezieht sich auf Angaben des Jahrbuchs von "Ziarul Financiar". Ranglistenführer bleibt der Erdöl-riese Petrom mit einem Umsatz von über 4,5 Milliarden Euro, einem Nettogewinn von über 250 Millionen Euro und einer Beschäftigtenanzahl von über 33.000. Gefolgt wird Petrom von Rompetrol Rafinare mit knappen 2,5 Milliarden Euro Umsatz. Den dritten Platz belegt die Renault-Tochter Automobile Dacia, die es auf etwas über 2 Milliarden Euro Umsatz und einem Nettoprofit von über 60 Millionen Euro brachte. Mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro schafft der deutsche Handelskonzern Metro den 6. Platz im Ranking. Zu den größten Unternehmen Rumäniens zählen des-weiteren Firmen wie der staatliche Elektrizitätskonzern Electrica, die beiden Mobilfunkbetreiber Orange und Vodafone, die Erdölraffinerie Petrotel des russischen Unternehmens Lukoil, das Handelshaus Interbrands, der Einzelhandelsriese Carrefour und der Automobilhändler Porsche Romania, der es auf eine Milliarde Euro gebracht hat. Fachleute gehen davon aus, dass in diesem Jahr die Umsatzzahlen massiv zurückgehen werden, die Zahl jener Unternehmen, die die 1-Milliarde-Euro-Marke 2010 überschreiten werden, könne von gegenwärtig 14 einstellig werden.

Die Mitglieder des Deutschen Wirtschaftsclubs Temeswar unternehmen an diesem Wochenende eine Reise in die Weinregion Minis-Mãderat. Diese befindet sich auf einer 50-kilometer langen Strecke Hügelland zwischen Lippa und Pankota im Kreis Arad. Die Exkursion beginnt am Samstagvormittag. Stationen der Reise sind die Ortschaften Pankota, Mâsca-Mãderat, Paulisch, Radna, Lippa und Altringen. Die Gäste fahren mit der historischen Straßenbahn „Sageata Verde” (Grüner Pfeil), der ersten elektrischen Straßenbahn im damaligen österreichisch-ungarischen Reich, und besuchen unter anderem den ältesten Weinkeller der Region aus dem frühen 18.ten Jahrhundert. Auf dem Programm stehen desweiteren am Samstagabend ein ungarisches Mulatság-Fest und am Sonntagvormittag ein Orgelkonzert in der päpstlichen Basilika bei Maria Radna. Die Teilnehmer kommen am Sonntagabend nach Temeswar zurück. Die Exkursion wurde vom Temeswarer Reisebüro Passage und dessen Leiterin Ramona Lambing vorbereitet.

Mit dieser Ferienstimmunginformation endet auch die heutige Ausgabe unseres Wirtschaftsmagazins. Mit weiteren Wirtschaftsthemen melden wir uns in 7 Tagen zurück. Haben Sie bis dahin eine erfolgreiche Woche!

 Adrian Ardelean, Temeswar, 02.07.2009
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