Radio Temeswar

290 Jahre deutschsprachiger Unterricht in Arad

290 Jahre deutschsprachiger Unterricht wurden vergangene Woche am Donnerstag in Arad gefeiert. Alumni wie auch ehemalige und derzeitige Lehrer des Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeums, aber auch Schüler und Eltern feierten das Jubiläum im Arader Ioan Slavici Theater mit Festansprachen, einer Buchvorstellung und einem Kulturprogramm. Das Fest fiel genau auf den Geburtstag des Namenträgers der jetzigen deutschen Schule aus Neuarad, dem Schriftsteller Adam Müller, der am 22. Oktober 1852 in Guttenbrunn geboren wurde. Adi Ardelean war dabei und berichtet.



Eröffnet wurde das 290.ste Jahresfest der deutschsprachigen Lehreinrichtung in Arad vom Chor der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule, der das allbekannte Gaudeamus Igitur einstimmte. Das Fest verlief unter dem Motto „deutschsprachige Bildung für alle“. Durch das Programm führte Michael Szellner, Vorsitzender des Deutschen Ortsforums, ehemaliger Schulleiter und Mitglied im Verwaltungsrat der Schule.

Es folgten die Grußworte der geladenen Gäste aus Schulwesen, Kommunalverwaltung und Politik.

Die 290 Jahre deutschsprachiger Unterricht in Arad bedeuten sehr viel für die Geschichte des Unterrichts in Rumänien, erklärte der Abgeordnete des deutschen Forums Ovidiu Gant in seinem Grußwort. Außer den siebenbürger Sachsen, die ältere Unterrichtsformen hatten, gründeten die Banater Schwaben in Neuarad als eine der ersten in West-Rumänien eine eigene Schule.

Die Bedeutung des deutschsprachigen Unterrichts war das Zentralthema des Festaktes. Zu Wort kamen auch zwei Uniproffesoren aus Deutschland, die mit einer Arader Universität zusammenarbeiten: Rudolf Windisch von der Universität Rostock und Thede Kahl von der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

Zu Wort kamen auch ehemalige Absolventen der Arader deutschen Schule. Die älteste Absolventin ist jetzt 86 Jahre alt und studierte in Neuarad zwischen 1940 und 1944. Magdalena Kontras, bekannt im Deutschen Forum auch als die Magdi Tante.

Die Jahresbeste der Absolventen vor 30 Jahren, Pompilia Magda-Szellner, überbrachte den Gruß ihres Jahrgangs. Das Jahrestreffen der Absolventen 1985 fand vor wenigen Wochen in Deutschland statt.

Zu den Absolventen der Adam-Müller-Guttenbrunn-Schule, auf die die Lahreinrichtung sehr stolz ist, zählen der IT-Fachmann Silviu Dascal, der das Oracle-Systhem nach Südost-Europa brachte sowie Cristian Alunaru, der zur Zeit als Richter am Landsgericht in Arad tätig ist.

Dass man in den deutschsprachigen Schulen Rumäniens nicht nur die Sprache, sondern auch die deutsche Kultur und die örtlichen Traditionen der deutschen Gemeinschaften den Schülern beibringt, bewiesen auch die Jugendlichen der Trachten-und-Tanzgruppe Banat-JA des Deutschen Forums, die banatschwäbische Tänze vorführten.

Die 290 Jahre Geschichte des deutschsprachigen Unterrichts in Arad wurden in einer Monographie festgehalten, die aus Anlass des 275. Jahrestags der Schule veröffentlicht wurde und nun in einer vervollständigten neuen Auflage erschien. 

Infolge der massiven Einwanderung deutscher Kollonisten aus Franken wurde 1725 in Neuarad eine Holzkirche geweiht, deren Kantor ab dem Herbst desselben Jahres die Kinder der Zugewanderten in einer Holzbaracke neben der Kirche unterrichtete. 1767, als in Arad die neue Festung aufgebaut wurde, funktionierte bereits in Neuarad eine öffentliche Schule mit Gymnasialklassen für alle Kinder des Ortes in einem gemauerten Gebäude. Das war der Beginn des deutschen Schulwesens in Neuarad, damals eine selbstständige Gemeinde, jetzt Stadtteil von Arad. Die 290 Jahre Existenz der deutschen Schule wurden bereits mit Beginn dieses Schuljahrs am Neuarader Adam-Müller-Guttenbrunn-Lyzeum erfüllt. 

Die Anfangszeiten waren schwierig, sagt Schulleiterin Doina Neamtu, aber von der einen Klasse vor 290 Jahren sind wir mittlerweile zu 59 Klassen gekommen, in denen die Schüler unterrichtet werden. Deutsch zu lernen ist eine große Genugtuung vor allem für die, die nicht zur deutschen Minderheit gehören. Wir danken den Deutschen aus Neuarad, weil sie uns erlauben, die Fahne ihrer Gemeinschaft weiter zu tragen. Wir sind stolz darauf, weil diese eine äußerst disziplinierte Gemeinschaft ist.

Das Schuljubiläum wird während des gesamten Schuljahres auch mit weiteren Veranstaltungen gefeiert, sagt Professor Michael Szellner.

Foto: der Verfasser

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 Adrian Ardelean, Arad, 22.10.2015
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