In den Wirtschaftsmeldungen dieser Woche gibt es diesmal Informationen über die rumänische Wirtschaft im europäischen Kontext sowie zu Wirtschaftsindikatoren, Finanzwesen und Banken. Lesen Sie hier mehr dazu und/oder hören Sie mit!
Sie hören das Wirtschaftsmagazin bei Radio Temeswar, jetzt mit den Wirtschaftsmeldungen dieser Woche:
Die rumänische Wirtschaft im europäischen Kontext:
Die Regierung senkte am 1. September die Mehrwertsteuer für Brot und Backware ohne Füllung von 24 auf 9 Prozent. Dadurch ist der Preis für diese Produkte zu Beginn der Woche um bis zu 20 Prozent gesunken. So kostet in manchen Läden das klassische Weizenbrot von 300 Gramm nun 76 Bani statt einem Leu. Für 4Lei75 konnte man in der letzten Woche fünf Brote kaufen, nun bekommt man für den gleichen Betrag ein zusätzliches Brot – so die Berechnungen in der heutigen Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Die Maßnahme wurde von der Regierung getroffen, um die Steuerhinterziehung in diesem Bereich zu vermindern. Schätzungen zufolge, verliert der Staat jährlich 300 Millionen Euro an diesbezüglichen Steuern. In Europa belegt Rumänien den ersten Platz beim Brotverbrauch, mit einem Durchschnitt von 97 Kilogramm pro Einwohner im Jahr.
Der neue Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Werner Hans Lauk, war am Dienstag zu Gast beim ersten monatlichen Mitgliedertreffen der deutsch-rumänischen Industrie und Handelskammer nach den Sommerferien. Die Veranstaltung brachte rund 130 Mitglieder und Gäste der Außenhandelskammer im Bukarester Hotel Hilton zusammen. In seiner Ansprache beschrieb Botschafter Lauk die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern als hervorragend. Deutschland sei der wichtigste Handelspartner Rumäniens und ein wichtiger Investor, während deutsche Produkte hierzulande ein hohes Ansehen genießen. Desweiteren lobte Botschafter Lauk die gute Interessenvertretung, die die Handelskammer für Unternehmen bietet und fügte hinzu, die deutsche Botschaft könne bei bürokratischen oder anderen Schwierigkeiten zusätzlich unterstützen. Auch würde er sich dafür einsetzen, die Erfolgsgeschichten deutscher Unternehmen in Rumänien nach Deutschland zu tragen, da das Bild Rumäniens im Ausland oft weit von den Zuständen vorort abweiche – verzeichneten die ADZ-Redakteure. Hans Werner Lauk löste im Juli dieses Jahres Andreas von Mettenheim als Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest ab.
Der Automobilhersteller Dacia, die rumänsiche Renault-Tochter, schneidet trotz der Krise am europäischen Automarkt weiterhin gut ab. Der Absatz neuer Dacias stieg im ersten Halbjahr um über acht Prozent auf vier der fünf wichtigsten europäischen Märkte. Das sind die Länder Frankreich, Deutschland, Türkei und Spanien. Nur in Italien ging die Zahl der Neuanmeldungen zurück, und das ebenfalls um über acht Prozent. In Rumänien sanken die Verkäufe in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit 23 Prozent am stärksten, allerdings verkleinerte sich hier auch der Neuwagenmarkt um 26 Prozent – schreibt Ziarul Financiar. Der steigende Trend in Frankreich blieb auch nach den ersten 8 Monaten dieses Jahres unverändert, gab der französische Automobilherstellerverband am Montag bekannt. In den ersten sieben Monaten stieg auch die Produktion der Fabrik in Mioveni bei Piteºti um 21 Prozent auf fast 220.000 Einheiten. Sofern der Produktionsrhythmus beibehalten wird, könnte das Daica-Werk bis Ende des Jahres einen neuen Produktionsrekord aufstellen – schreibt die ADZ.
Andererseits verzeichnet der amerikanische Autobauer Ford Absatzprobleme auf dem europäischen Markt, was dazu führt, dass die Fabrik in Craiova in diesem Monat eine Woche lang geschlossen bleibt. Zwar sei der B-MAX der in Europa am besten verkaufte Kompaktwagen seiner Klasse, insgesamt sei aber der Absatz im Vorjahresvergleich niedriger, hieß es in einer Mitteilung von Ford Rumänien. In der Fabrik in Craiova arbeiten rund 4.000 Menschen, von denen sich 2.500 eine Woche lang in der sogenannten technischen Arbeitslosigkeit befinden und mit 80 Prozent Lohn zu Hause bleiben. In den ersten sieben Monaten des Jahres produzierte das Werk in Craiova etwas mehr als 50.000 Einheiten des Ford-Modells B-MAX.
Wirtschaftsindikatoren, Finanzwesen und Banken:
Das rumänische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten Halbjahr um 1,8 Prozent gegenüber demselben Zeitraum im Vorjahr. Im zweiten Quartal legte die Wirtschaft um 1,4 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal des vergangenen Jahres und um 0,5 Prozent gegenüber dem Zeitraum Januar-März zu. Die Daten gab das nationale Statistikamt vergangene Woche bekannt. Zum Wirtschaftswachstum trug hauptsächlich die Industrie bei: die Industrieproduktion stieg um 3,9 Prozent, der Beitrag zum Wachstum war 1,1 Prozent. Gut schnitten auch der Immobilienmarkt, die Landwirtschaft und der Bereich fachliche, technische und Forschungstätigkeiten ab, während der Bausektor rückläufig war. Der Außenhandel trug ebenfalls einen wichtigen Teil zum Wirtschaftswachstum bei.
Das konsolidierte Haushaltsdefizit Rumäniens belief sich nach sieben Monaten dieses Jahres auf rund 6 Milliarden Lei, was 0,96 Prozent des für dieses Jahr veranschlagten Bruttoinlandsprodukt (BIP) entspricht. Vor einem Jahr lag der Fehlbetrag zu diesem Zeitpunkt bei 1,2 BIP-Prozent, teilte das Finanzministerium vergangene Woche mit. Das mit dem IWF und der EU für dieses Jahr vereinbarte Ziel beträgt 2,1 BIP-Prozent. Am meisten gestiegen sind die Einnahmen aus der Einkommenssteuer. Im Plusbereich sind auch die Einnahmen aus Akzisen sowie ans Mehrwertsteuer. Stark zugelegt haben andererseits die Personalausgaben, ebenso die Ausgaben für den Ankauf von Gütern und Dienstleistungen. Die Budgetausgaben für Investitionen hingegen fielen niedriger aus. Im vergangenen Gesamtjahr lag das Budgetdefizit Rumäniens bei 2,52 BIP-Prozent und damit leicht über den mit dem Internationalen Währungsfonds vereinbarten 2,4 BIP-Prozent.
Die Devisenreserven Rumäniens sind im Monat August deutlich gesunken. Gegenüber dem Vormonat verringerten sie sich um mehr als eine Milliarde auf rund 32 Milliarden und 170 Millionen Euro. Das teilte die Nationalbank in Bukarest am Montag mit. Grund dafür waren hauptsächlich die Rückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds in Höhe von fast einer Milliarde Euro. Die Goldreserven Rumäniens blieben im August mengenmäßig unverändert bei 103,7 Tonnen. Bei leicht steigenden Goldpreisen auf den internationalen Märkten stieg ihr Wert um rund 160 Millionen Euro auf rund 3,5 Milliarden Euro. Die Nationalbank zahlte seit Jahresbeginn insgesamt 2,6 Milliarden Euro Schulden an den IWF zurück, vom Finanzministerium kamen weitere rund 600 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres muss Rumänien noch rund 1,7 Milliarden seiner Schulden beim IWF tilgen.
Die rumänische Landeswährung blieb im Monat August allgemein konstant im Wert mit kleinen Tages- und Wochenschwankungen im Vergleich zu ihren Bezugswährungen. Die Nationalbank Rumäniens legte am gestrigen 4. September folgende Referenzkurse fest: Ein Euro wurde mit 4Lei44 quotiert – 4 Bani mehr als an den ersten August-Tagen – und ein US-Dollar mit 3Lei37 – 7 Bani mehr als Anfang August. Der Referenzkurs für einhundert ungarische Forint lag gestern bei 1Lei47 und für ein Hundert serbische Dinar bei 3Lei89. Ein Gramm Gold wurde gestern auf 152 Lei und 32 Bani geschätzt – das sind fast 10 Lei mehr als Anfang August.
Hiermit endet auch diese Ausgabe unseres Wirtschaftsmagazins. Mit aktuellen Wirtschaftsthemen erwarten wir Sie in 7 Tagen wieder hier: dann unter anderem mit den Hinweisen aus der Rechtspraxis. Haben Sie bis dahin eine erfolgreiche Woche!