Radio Temeswar

Kirchweih in Busiasch 2013

Das traditionelle banatschwäbische Kirchweihfest wurde am Sonntag, den 1. September, in der Temescher Kleinstadt Busiasch gefeiert. Seit der Neuaufnahme des Festes nach der Auswanderung der Rumäniendeutschen in den 90-er Jahren ist die Veranstaltung zum Stadtfest geworden. Die deutsche Kerweih leitete die Festtage des bekannten Banater Mineralwasserkurortes ein. Adi Ardelean war dabei und berichtet.

Die Wende 1989 brachte eine langersehnte Freiheit nach 45 Jahren Kommunismus mit sich. Für die Rumäniendeutschen war es die Freiheit der Entscheidung, hier zu bleiben oder auszuwandern. Am meisten davon betroffen war das Kulturgut dieser Volksgruppe. Die alten Volksfeste, so wie sie unsere Großeltern erlebt haben, die gibt es nicht mehr in dieser Form. Es entstanden zwei neue Arten von Volksfesten: die entwurzelten – die traditionellen Feste der Heimat, die an fremden Orten begangen werden und die angepassten, die Feste, die weiterhin an den traditionellen Orten stattfinden, die aber großteils von fremden Menschen gefeiert werden. Das ist auch der Fall in der Temescher Kleinstadt Bisiasch. Das traditionelle banat-schwäbische Kirchweihfest hier überlebte als Teil des Stadtfestes. Die römisch-katholische Ortskirche wurde vor 139 Jahren dem Fest Maria Namen am 12. September geweiht. Das Fest wird seit seiner Neuaufnahme  allerdings zwei Wochen im Voraus gefeiert und es eröffnet die Festtage der Stadt, die mit dem Feiertag der rumänischen orthodoxen Kirche ausklingen. Ansonsten scheint alles, wie in den guten alten Zeiten zu laufen. 42 Trachtenpaare von den jüngsten bis zu den ältesten marschierten am Sonntag Vormittag zu den Akkorden der Rekascher Blaskapelle zur Kirche.

Den Festgottesdienst zelebrierten der Busiascher Ortspfarrer Szillard Vodila und Pfarrer Attila Ando, der – Zufall oder nicht – aus der anderen Ortschaft des Banats mit einem Mineralwasservorkommen, aus Lippa, kam.

Nach dem Gottesdienst führte der Umzug der Kerweijugend durch das Stadtzentrum. Vom Rathaus wurde der Bürgermeister abgeholt, der mit einem Kerweihut den Trachtenzug begleitete. 

Angehalten wurde auch an den beiden orthodoxen Kirchen, wo die Trachtenpaare den Segen der rumänischen Kirchengemeinden für das Fest erhielten. 

So etwas gab es früher nicht und auch in unserer modernen Zeit der Offenheit gegenüber der Andersethnischen und Andersgläubigen ist Busiasch eher ein Sonderfall. Ein glücklicher sogar, denn ohne die Jugendlichen aus den rumänisch-orthodoxen Familien würde das banat-schwäbische Fest nicht mehr existieren. Josef Kanton ist langjähriger Vorsitzender des Deutschen Ortsforums und einer der wenigen Stadträte der deutschen Minderheitenorganisation im Banat.

Auch wenn die deutsche Gemeinschaft in Busiasch zahlenmäßig sehr geschrumpft ist und nur noch 5% der Gesamtbevölkerung ausmacht, ist sie jedes Jahr bereit, eines der schönsten Feste der Stadt zu bieten. Begeistert davon ist auch der Vorsitzende des Deutschen Regionalforums Banat, Prof. Dr. Karl Singer, der heuer zu den Ehrengästen der Kerweih in Busiasch zählte.

Die Festtage der Stadt Busiasch werden also dank der Lobyarbeit des Stadtrates Josef Kanton jährlich mit dem banatschwäbischen Kirchweihfest eröffnet. Sie klingen einen Sonntag darauf mit dem Fest der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde, der sogenannten Ruga, aus. Ähnlich wie die katholische Ortskirche ist auch das rumänische Gotteshaus eine Marienkirche: sie wurde dem Fest Mariä Geburt am 8. September geweiht. Ähnlichkeiten zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften gibt es also genug. Nichtdestotrotz war es kein leichter Job, den gegenseitigen Beistand zu erlangen und das gemeinsame Handeln zu erreichen, meint Josef Kanton. 

Tradition bewahren, Identität stiften und Gemeinschaft fördern. Das sind die bereits erreichten Ziele der Neuauflage eines alten banat-schwäbischen Festes, das in der altbewährten Heimat von Fremden für Fremnde veranstaltet wird, die aber dabei etwas lernen konnten: Sie, als jetzige Bewohner ihrer Ortschaft, haben die Pflicht, die Sitten und Bräuche der hier einst lebenden Gemeinschaft zu pflegen und weiter zu geben. Durch sie lebt die Kerweih in Busiasch weiter.

Fotogalerie:


Festgottesdienst in der römisch-katholischen Kirche


Die drei Vortänzerpaare der Kerweih 2013 in Busiasch


42 Trachtenpaare vor der römisch-katholischen Kirche


Segnung des Festes durch die rumänisch-orthodoxe Kirchengemeinde


DFDR-Stadtrat Josef Kanton mit den Trachenträgern der Busiascher Kerweih


Der Busiascher Bürgermeister schließt sich dem Kerweihumzug an


Aufmarsch der Trachtenpaare und Gäste duch das Stadtzentrum
Fotos: der Verfasser

Hier auch die rumänische Variante des Beitrags:
Oraºul Buziaº din Judeþul Timiº este una dintre puþinele localitãþi din Banat în care organizaþia reprezentativã a comunitãþii germane, Forumul Democrat al Germanilor din România, a reuºit sã-ºi trimitã, fãrã întrerupere din 1990, un reprezentant în Consiliul Local. Tot fãrã întrerupere din 1990, la Buziaº se desfãºoarã tradiþionala sãrbãtoare a ºvabilor bãnãþeni, Kerwai-ul. Dupã emigrarea masivã a germanilor din România, sãrbãtoarea a fost inclusã în zilelor oraºului, iar ediþia din acest an s-a desfãºurat în întâi septembrie. Urmãriþi un reportaj de Adrian Ardelean.

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 Adrian Ardelean, Busiasch, 01.09.2013
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