Banater Zeitung

20 Jahre deutsches Schauspielstudium Temeswar

Die deutsche Abteilung für Schauspielkunst an der Musikhochschule der West-Universität Temeswar/Timisoara ist zwanzig geworden. 1992 wurde die Klasse von der Schauspielerin Ida Jarcsek-Gaza gegründet, um dadurch frischen Nachwuchs für das deutsche Staatstheater zu gewinnen. Mit der Aufstockung des künstlerischen Personals kämpfte die Einrichtung schon in den 1980er Jahren. Hauptgrund war die massive Auswanderung der Banater Schwaben, wodurch das DSTT nicht nur seine Schauspieler, sondern auch sein Publikum verlor. Heute besteht das Ensemble vorwiegend aus ehemaligen Absolventen der deutschen Schauspielabteilung.


Zu den Gästen der Ehrenveranstaltung gehörten: (v.l.n.r.) der Rektor der West-Universtität Dr. Marilen Pirtea, Konsul Klaus Christian Olasz, DSTT-Intendant Lucian Varsandan, der Abgeordnete Ovidiu Gan] und die Dekanin der Musikhochschule Dr. Violeta Zonte.
Foto: Privat
Die letzten 20 Jahre waren für die Schauspielschule ein ständiges Tauziehen gewesen: Mangelnde Lehrkräfte, kein eigenes Haus sowie oft dürftige Unterstützung seitens der Leitung der Universität erschwerten die Arbeit und sorgten mehrmals für das eine oder andere Eklat. Die Idee war gänzlich niemals aufgegangen, die Schauspielschule befand sich in einem konstanten Entwicklungsprozess, was sich auch in der Vorbereitung der Schauspielabsolventen widerspiegelte. Seit Dr. Eleonora Ringler-Pascu die Leitung der Schule übernommen hat, versucht man nicht mehr länger in Ansätzen zu arbeiten, sondern auch klare Ziele zu erfüllen und die Schauspielschule, die seit 1994 aus einer deutschen und rumänischen Abteilung besteht, auf einen Stand zu bringen, der sie Europaweit konkurrenzfähig macht. 
Bei der Festveranstaltung zum 20-jährigen Jubiläum schwärmte der Konsul der Bundesrepublik Deutschland, Klaus Christian Olasz, eben von einer solchen Schauspielschule, die auch für Studenten aus dem deutschsprachigen Westen interessant sein kann. Immerhin wird gerade in Deutschland jährlich ein erpichter Wettkampf zwischen Anwärtern ausgetragen. Da kommt es oft vor, dass selbst die Besten nur mit viel Glück einen Studienplatz ergattern. Währenddessen bleiben in Temeswar bei der deutschen Abteilung ein Teil der Studienplätze frei, weil die Zahl der Interessenten gering ist. Möchte die Schauspielschule auch in den nächsten Jahren bestehen, so muss sie sich gerade solche Ziele setzen und gekonnt den Vorteil einer deutschen Bühne Vorort nutzen.
Damit die deutsche Schauspielschule wettbewerbsfähig werden kann, muss sie mehrere Probleme lösen. Neben qualifizierten Lehrkräften bräuchte man auch ein eigenes Gebäude. Seit seiner Gründung lernen und praktizieren die Studenten an drei unterschiedlichen Orten. Hier allerdings soll sich etwas tun. Der neue Rektor der West-Universität Temeswar, Prof. Dr. Marilen Pirtea, hat in seiner Ansprache seine Unterstützung versichert. Zukünftig soll auch die Musikhochschule in „Hochschule für Musik und Schauspielkunst“ umbenannt werden. Es würde sich um keine formelle Namensänderung handeln, versicherte der Rektor. Dadurch sollen beide Studienrichtungen eine gleiche Behandlung erfahren und das würde sich auch auf die finanzielle Förderung ausüben. 
Im Rahmen der Festveranstaltung überreichte die Dekanin der Musikhochschule Prof. Dr. Violeta Zonte und Dr. Eleonora Ringler-Pascu Ehrendiplome an langjährige Unterstützer der Schauspielschule. Die Schauspielerin und Gründerin der Schule Ida Jarcsek-Gaza wurde ausgezeichnet sowie ihr Sohn Boris Gaza, selber Schauspieler und Theaterpädagoge, und ihre Schwster Ildiko Jarcsek-Zamfirescu, Schauspielerin  und ehemalige Intendantin des deutschen Staatstheaters. Auch der jetzige Intendant Lucian Varsandan erhielt ein Ehrendiplom für die konstante Zusammenarbeit zwischen dem Theater und der Schule. Der stellvertretende Intendant, Radu Alexandru-Nica, versprach bei der Entgegennahme seiner Urkunde die Schule künftig mehr zu unterstützen. Auch Isolde Cobet erhielt ein Ehrendiplom, sie verwies bescheiden auf Ida Gaza, der sie persönlich ihren Werdegang verdankt. Isolde Cobet leitet die Schultheatergruppe NiL und ist Hauptveranstalterin des Internationalen Jugendtheaterfestivals in deutscher Sprache, das jährlich in Temeswar organisiert wird. Durch ihre Arbeit mit Jugendlichen erhielt die deutsche Schauspielabteilung einen Großteil ihrer Studenten. Bei der Vergabe der Urkunden unterstrich Dr. Ringler-Pascu, dass man die Auszeichnung nicht nur für vergangene Projekte, Zusammenarbeiten und Verdienste vergeben würde, sondern sie auch ein Zeichen dafür sei, die bereits bestehenden Beziehungen fortzuführen. Denn die Schule hätte in all den Jahren ohne das Mitwirken anderen Kultureinrichtungen und Personen nicht bestehen können. Deswegen wurde auch der Geschäftsführer der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, Dr. Eugen Christ, mit einem Ehrendiplom gewürdigt. Die Stiftung hatte vor einigen Jahren eine Lichtanlage der Schule gespendet. Auch der Konsul erhielt eine Ehrenurkunde. Durch das Konsulat erhielt die Schauspielschule eine Buchspende und wurde mehrmals in Projekten unterstützt. 
Anlässlich des 20. Geburtstags veranstaltete die Leitung der Schauspielschule neben einem Festabend auch eine Tagung zum Thema „Körper und Medien in der gegenwärtigen Schauspielkunst“ (darüber mehr in Kürze in der ADZ). Bei dem Festabend stellten Studenten aus mehreren Jahrgängen von der deutschen Schauspielabteilung eine Adaption der griechischen Tragödie „Die Troerinnen“ von Euripides vor. Künstlerische Leiterin war die DSTT-Schauspielerin Dana Borteanu. Zudem spielten Studenten von der Musikhochschule klassische Werke, als Intermezzi zwischen den Festreden der Gäste.
 Robert Tari, Temeswar, 12.10.2012
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