Radio Temeswar

Wirtschaftsmeldungen der Woche – 09.08.2012

Die Wirtschaftsmeldungen dieser Woche beinhalten Informationen über:
- Rumänien im internationalen Kontext 
- Finanzen und Bankwesen
- die landesweite Wirtschaft,
- den Arbeitsmarkt Rumäniens,
- sowie zu regionalen und lokalen Wirtschaftsthemen.
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Sie hören das Wirtschaftsmagazin bei Radio Temeswar – jetzt mit den Wirtschaftsmeldungen der Woche:

Rumänien im internationalen Kontext

Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Kommission und der Weltbank unternehmen diese Tage die 6. Evaluierungsmission in Rumänien. Die Delegation traf am Dienstag mit Interimspräsident Crin Antonescu zusammen. Der neue Chefunterhändler Erik de Vrijer hob bei dieser Gelegenheit die Besorgnis der internationalen Expertendelegation angesichts der politischen Dauerkrise im Land hervor. Zu ihren direkten Konsequenzen gehöre auch die Talfahrt der Landeswährung Leu, so de Vrijer. Die IWF-Mission widmete sich in ihrem Gespräch mit Antonescu auch den von der Regierung geplanten Fiskalmaßnahmen, dem Haushaltsentwurf 2013 sowie dem von Bukarest angestrebten Abschluss eines weiteren vorbeugenden Abkommens mit den internationalen Gläubigern. Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta versuchte am gestrigen Mittwoch die Sorgen der gemeinsamen Mission aus dem Weg zu räumen. Ponta versicherte die internationalen Experten, das Land werde seine Verpflichtungen einhalten. 

Rumänien zahlte am Montag 655 Millionen Euro an das Internationale Währungsfonds zurück. Die Summe ist die erste Geldtranche aus dem Darlehen im Wert von 13,4 Milliarden Euro, das die Boc-Regierung vor drei Jahren engagierte. Die nächsten beiden Geldtranchen dieses Jahres werden in den Monaten November und Dezember fällig. Am schwierigsten wird es im kommenden Jahr sein, schätzen die Fachleute. Dann muss Rumänien 5,2 Milliarden Euro seiner Schulden tilgen. Davon sind 320 Millionen Euro nur die Zinsen.

Der stufenweise Schengen-Beitritt Rumäniens und Bulgariens, zunächst mit Aufhebung der Grenzkontrollen an Flughäfen, könnte erneut hinausgeschoben werden. Darüber berichtet der Rumänien online-Kurier. So wird Deutschlands Innenminister Hans-Peter Friedrich in rumänischen Medien zitiert, die sich auf das Hamburger Abendblatt berufen. Der Fortschritt in Bulgarien sei unter den Erwartungen geblieben und Rumänien gehe einen Weg fragwürdiger Politik, so Friedrich. Im September wird die EU erneut über den Beitritt der beiden Länder entscheiden. Deutschlands Botschafter in Bukarest, Andreas von Mettenheim, sagte seinerseits, dass es ausgeschlossen sei, den beiden Staaten den Beitritt zu gewähren, bevor ein zufriedenstellender Bericht aus der EU erfolge. Rechsstaatlichkeit, Korruptionsbekämpfung und Justizreform seien weiterhin in Frage gestellt, so von Mettenheim.

Finanzen und Bankwesen

Die rumänische Landeswährung gewinnt seit Montag wieder leicht an Wert, nachdem sie Ende vergangenen Wochenende ihren Tiefststand erreichte. Dann war ein Euro 4 Lei 64 wert und ein US-Dollar 3Lei79. Die Nationalbank Rumäniens legte am gestrigen Mittwoch-Nachmittag folgende Referenzkurse fest: Ein Euro wurde mit 4 Lei 53 quotiert – das sind 11 Bani weniger als am Freitag und 5 Bani weniger als heute vor einer Woche – und ein US-Dollar mit 3 Lei 67, 12 Bani weniger als am Freitag und 5 Bani weniger als heute vor einer Woche. Der Referenzkurs für einhundert ungarische Forint liegt bei 1 Lei 63 und für ein Hundert serbische Dinar bei 3 Lei 81. Ein Gramm Gold wird auf 189 Lei und 44 Bani geschätzt – um 5Lei90 mehr als vor einer Woche.

Die Nationalbank Rumäniens hat vergangene Woche am Mittwoch erwartungsgemäß den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen – verzeichnet die ADZ. Seit Anfang dieses Jahres ist der Leitzins um insgesamt 0,75 Prozentpunkte gesenkt worden. Analysten gehen davon aus, dass der Leitzins bis Jahresende unverändert bleibt. Auch beschloss die Notenbank, die für Geschäftsbanken gesetzlich verpflichtenden Mindestrücklagen in Devisen und in der Landeswährung bei 20 Prozent bzw. 15 Prozent unverändert zu belassen. In den kommenden Wochen sei keine Besserung der europäischen Finanzlage zu erwarten, deshalb wäre eine Entspannung der innenpolitischen Lage äußerst hilfreich, um das Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen, erklärte Gouverneur Mugur Isãrescu. 

Aus der landesweiten Wirtschaft

Die Umweltsteuer bei der Ersteinschreibung eines Fahrzeugs soll im September wieder eingeführt werden. Die Steuer wurde ursprünglich bis zum Jahresende enthoben, Umweltministerin Rovana Plumb will destotrotz diese Vorschrift zurückziehen. Als Grund dafür nannte sie den geringen Haushalt ihres Ministeriums, der die notwendigen Investitionen im Umweltschutzbereich nicht mehr tragen kann. Die neu-eingeführte Steuer soll geringer ausfallen als vorher und nur vom Verschmutzungsanteil des Motors abhängig sein – so die Umweltminsterin weiter.

Das Energieunternehmen Hidroelectrica hat diese Woche am Dienstag aufgrund der Dürre die Notzustandsklausel eingeschaltet. Dies bedeutet, laut ADZ, dass das Kraftwerk an seine Kunden nur soviel Strom liefert, wie auch produziert wird. Für den Monat August war eine Stromproduktion von 1100 GWh eingeplant, jedoch wird diese aufgrund der niedrigen Wasserstände nur noch auf 700 GWh geschätzt. Entsprechend einer Pressemitteilung von Hidroelectrica sei dies ein Tiefststand seit der Gründung des Unternehmens. Die vollständigen Stromlieferungen werden wieder aufgenommen, sobald die hydrologischen Bedingungen wieder ein „normales Produktionsniveau“ erlauben, so der Insolvenzverwalter des größten rumänischen Stromproduzenten. 

Die Öl- und Gasgesellschaft OMV-Petrom hat die Probeläufe im 500 Millionen Euro teuren Gaskraftwerk in Brazi bei Ploieºti abgeschlossen – berichtet die ADZ. Das gasbefeuerte Kraftwerk kann mit dem 1. August elektrischen Strom auf kommerzieller Basis an Abnehmer liefern. Nach Bedarf wird Strom ins Landesverbundnetz eingespeist. Das Kraftwerk ist mit einer Nennleistung von 860 Megawatt eines der größten in den letzten 20 Jahren gebaute Stromerzeuger in Rumänien und könnte bei maximaler Auslastung 8 bis 9 Prozent des Strombedarfs Rumäniens decken. Finanziert wurde das Projekt aus eigenen Mitteln der Tochtergesellschaft des österreichischen Energiekonzerns sowie mit je einem Kredit von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 200 Millionen Euro.

Knapp 40 Millionen Euro investiert der internationale Automobilzulieferer Continental in Weidenbach bei Kronstadt. Die Zeremonie zur Grundsteinlegung des neuen Werkes fand vergangene Woche statt, berichten die ADZ-Redakteure. Die Produktion soll im April des nächsten Jahres starten, wobei im Werk, nach einem Jahr, rund 550 Mitarbeiter beschäftigt werden können. Continental hat in Rumänien bereits mehr als 575 Millionen Euro investiert und beschäftigt derzeit rund 10.500 Mitarbeiter. Mit dem neuen Werk in Kronstadt baut das Unternehmen den konzernweit neunten Produktionsstandort in Rumänien auf.

Der Arbeitsmarkt Rumäniens

Das Angebot an vakanten Arbeitsplätzen war diese Woche schwächer als bisher. Landesweit waren rund 7.000 freie Arbeitsstellen gemeldet, die meisten davon für Bewerber mit geringer bis mittlerer Ausbildung sowie für unqualifizierte Arbeitskräfte. Hier die Angaben für West-Rumänien: Im Kreis Temesch waren am Montag 353 Jobs belegbar, im Kreis Arad 225 und im Kreis Hunedoara 185. Kreis Karasch-Severin bot nachwievor wenig in diesem Bereich, eine einzige freie Arbeitsstelle war hier Anfang der Woche verfügbar. 

Die Arbeitslosenrate wuchs im Kreis Temesch im Monat Juli um 0,04 Prozentpunkte und erreichte 1,69%. Offiziell sind in den Dokumenten der Agentur für die Beschäftigung der Arbeitskräfte 5.597 Arbeitslose registriert. Mehr als die Hälfte davon genießt Arbeitslosengeld. 

Auch im Kreis Arad wuchs die Arbeitslosenrate im vergangenen Monat. Die Tendenz wurde sichtbar, nachdem 550 Schulabsolventen Gesuche für Arbeitslosengeld eingereicht haben. 400 davon haben die Reifeprüfung nicht bestanden. Die Arbeitslosenrate beträgt nun im Kreis Arad 3,49%.

Regionale und lokale Wirtschaftsthemen

Der erste fotovoltaische Park West-Rumäniens wird am morgigen Freitag in Busiasch eingeweiht. Die Einrichtung wurde von einem Temeswarer Unternehmen gebaut und die Investition beläuft sich bei 2 Millionen Euro. Der Park liefert Strom, der aus Sonnenenergie erzeugt wird. Die Leistung beträgt 1 Megawatt und die Anlage funktioniert seit einer Woche. Ähnliche Projekte sind im Kreis Temesch in unterschiedlichen Umsetzungsphasen.

Der Internationale Flughafen Temeswar verzeichnete in der ersten Jahreshälfte eine Geschäftszahl von 21 Millionen 500 Tausend Lei. Dies geht aus einem Pressebericht der Flughafenverwaltung hervor. Im Vorjahresvergleich war es 7,4% mehr Geld und der Gewinn wuchs um mehr als 6 Millionen Lei. Den Flughafen transitierten 513 Tausend Personen, um fast 50 Tausend weniger als in der ersten Jahreshälfte 2011. Bis zum Jahresende soll das Betriebsunternehmen Geschäfte im Wert von 44 Millionen 600 Tausend Lei erwirtschaften – so die Prognosen.

Die Arbeiten an den beiden Bahnüberführungen auf dem Arader Ring wurden infolge von mangelnder Finanzierung eingestellt. Laut dem Arader Bürgermeister hat die Regierung die Finanzierung vor zwei Monaten gestoppt und dafür Geld für eine Bahnüberführung in Großwardein versprochen. Die Arader Projekte belaufen sich bei 13 Millionen Euro. Die Kreispräfektur gab bekannt, sie habe Gelder diesbezüglich von der Regierung beantragt, es sei aber unsicher, ob die notwenigen Summen noch in diesem Jahr überwiesen werden. Die Bahnüberführungen sind Teil der Nationalstraße 7. Die beiden Verkehrspassagen sollen die Bahnlinien Arad-Bukarest sowie Arad-Curtici und Arad-Brad überqueren.

Die Stadt Arad soll über ein neues und modernes Fußballstadion verfügen. Das Projekt zeigt eine Investition von 10 Millionen Euro. Die Bauarbeiten sollen im kommenden Jahr starten und bis 2015 anhalten. Die Finanzierung kommt ausschließlich aus dem Kommunalhaushalt. Das neue Stadion wird auf dem Gelände der aktuellen Francisc-Neumann-Arena gebaut und es wird über 17.500 bedeckte Plätze verfügen. Ein Parkplatz, ein Hotel für Sportler und ein Sportmuseum ergänzen das Projekt. Die ersten 2 Millionen Lei erteilt der Stadtrat am morgigen Freitag für Projektarbeiten.

Meine Damen und Herren, hiermit endet auch diese Ausgabe unseres Wirtschaftsmagazins. Mit aktuellen Wirtschaftsthemen erwarten wir Sie kommende Woche wieder. Haben Sie bis dahin eine erfolgreiche Woche!

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 Adrian Ardelean, Temeswar, 09.08.2012
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