Radio Temeswar

Wirtschaftsmeldungen der Woche – 15.12.2011

Aus den Wirtschaftsmeldungen der Woche erhalten Sie Informationen:
- aus der europäischen und rumänischen Wirtschaft (WM1),
-  zum rumänischen und europäischen Arbeitsmarkt  (WM2),
- über das rumänische Banken- und Finanzwesen (WM3).
 Hören Sie mit!

Sie hören das Wirtschaftsmagazin bei Radio Temeswar, jetzt mit den Wirtschaftsmeldungen der Woche.

Aus der europäischen und rumänischen Wirtschaft:

Deutschland und Frankreich setzten vergangenen Freitag innerhalb der Europäischen Union ihre Reformstrategie zur Rettung des Euro durch. Dafür nahmen sie ein weiteres Abrücken Großbritanniens in Kauf. Die EU-Staaten wollen bis März neben dem Vertrag von Lissabon einen neuen Pakt für eine "Fiskalunion" mit strengeren Regeln zum Schuldenabbau und engerer wirtschaftspolitischer Koordination schließen. Der Sparverpflichtung der 17 Euro-Staaten schließen sich 9 der 10 Nicht-Euro-Länder der Europäischen Union an. Großbritanien bleibt vorerst aus. --- Für Rumänien hieße es, neue Mechanismen einzuführen, die die Haushaltsdisziplin unterstützen sollen – erklärte Staatschef Traian Basescu nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Zudem soll in der Verfassung des Landes das maximale Haushaltsdeffizit von 0,5% eingeführt werden – so Basescu weiter.

Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten einigten sich Ende vergangener Woche in Brüssel auch auf einen Beitrag im Wert von 50 Milliarden Euro, der die Europäische Union dem Internationalen Währungsfonds IWF für die Bekämpfung der Euro-Krise zur Verfügung stellen soll. Premierminister Emil Boc erklärte, Rumänien werde nicht zu diesem Topf beitragen müssen, da davon die Länder ausgeschlossen seien, die bereits Abkommen mit dem IWF abgeschlossen haben.

Der Erdgaspreis für Industrieverbraucher steigt ab dem 1.sten Januar 2012 in Rumänien um weitere 5%. Für Haushalte und Fernwärmeproduzenten bleiben die Preise zunächst unverändert, teilte die Nationale Regulierungsbehörde für den Energiesektor mit. Bereits im Juli dieses Jahres wurde der Erdgaspreis um knapp 10% erhöht und im Oktober nochmals um 8%. Die rumänische Regierung hat sich gegenüber dem Internationalen Währungsfonds verpflichtet, den Gaspreis für die Industriebetriebe in diesem Jahr in zwei Etappen zu erhöhen und auch 2012 die Preise hochzuschrauben. Für Haushalte sowie Schulen und Krankenhäuser soll der Gaspreis bis Ende März 2012 unverändert bleiben.

Die Privatisierung der Energiegesellschaften Oltenia und Hunedoara werden auf das kommende Jahr verschoben. Dies beschloss die Regierung Rumäniens infolge der Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds. Gemäß eines Absichtsbriefs soll bis Ende Juni 2012 ein juristischer Berater für die Privatisierung der beiden Energiekomplexe gesucht werden. Ein weiterer Privatisierungsberater soll bis Ende August angestellt werden. Diese sollen dann gemeinsam die Privatisierung bis Ende 2012 leiten.

Ungarn könnte ein Darlehen beim Internationalen Währungsfonds im Wert von 15 bis 20 Milliarden Euro beantragen. Die Summe wurde von einem Mitarbeiter des Premiers Viktor Orban genannt. Ein Abkommen diesbezüglich könnte Ende Januar 2012 abgeschlossen werden. Der Chef der IWF-Delegation für Ungarn unternimmt bis Freitag einen informellen Besuch in Budapest und erkundigt sich über die Haushaltslage vor Ort.

Die Niederlande blockieren weiterhin den Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum grenzfreien Schengen-Raum. Die niederländischen Behörden verlangen dauerhafte Fortschritte im Kampf gegen das Verbrechen und die Korruption. Der Europarat stellte erneut seine Schlussfolgerung klar, dass Rumänien und Bulgarien die juristischen Kriterien für den Beitritt bereits erfüllt haben. Für den Beitritt ist aber die Zustimmung aller Mitgliedsstaten notwendig. Der Rat der Innenminister konnte daher diese Woche das Projekt zum Schengen-Beitritt der beiden Staaten nicht annehmen. Der niederländische Innenminister erklärte, er warte noch auf die Ergebnisse des Justizberichts der Europäischen Kommission im Februar 2012.

Zum europäischen und rumänischen Arbeitsmarkt:

Das Europaparlament erläuterte gestern die Restriktionen für die rumänischen und bulgarischen Arbeitskräfte auf dem europäischen Arbeitsmarkt. Über eine entsprechende Resolution in dieser Hinsicht sollen die Abgeordneten am heutigen Donnerstag abgestimmen. Der Entwurf sieht die Empfehlung vor, gemäß der geltenden europäischen Gesetzesvorschriften die Restriktionen aufzuheben. Gezeigt wird darin desweiteren, dass die Mobilität der Arbeitskräfte nicht als Bedrohung der internen Arbeitsmärkte gelten darf. Beantragt wird auch eine klare Deffinition der gravierenden Perturbationen auf dem internen Arbeitsmarkt, die ein Land als Argument für die Beibehaltung der Restriktionen hervorheben darf.

Der Zugang rumänischer Fachkräfte zum deutschen Arbeitsmarkt wird ab dem kommenden Jahr erleichtert. Gemäß einer von der deutschen Bundesregierung beschlossenen Verordnung entfällt mit Beginn 2012 die Arbeitserlaubnispflicht für Fachkräfte mit Hochschulabschluss bei entsprechend qualifizierter Beschäftigung für die Aufnahme betrieblicher Ausbildungen und für Saisonbeschäftigungen. Außerdem wird bei Beschäftigungen in Ausbildungsberufen die Vorrangprüfung ausgesetzt. Somit wird nicht mehr zuerst geprüft, ob es für eine Stelle einen inländischen Arbeitsuchenden gibt.

Zum rumänischen Arbeitsmarkt: landesweit wurden am Montag rund 6.000 Stellen für Arbeitslose gemeldet. Die meisten davon waren nachwievor für Bewerber mit einer geringen bis mittleren Ausbildung. Die Arbeitsangebote bleiben niedrig die 2. Woche in Folge auch für West-Rumänien. Im Kreis Temesch gab es am Montag 146 freie Arbeitsplätze, in Arad 152 und in Hunedoara 177. Karasch-Severin hat für diese Woche nur 14 freie Plätze den Arbeitssuchenden empfehlen können.

Aus dem rumänischen Banken- und Finanzwesen:

Die jährliche Inflationsrate Rumäniens erreichte im November mit 3,44% ein neues historisches Rekordtief nach 1990. Dies verzeichnet die online-Ausgabe der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien. Im September lag die Inflation bei 3,45%, im Oktober stieg sie dann leicht auf 3,55%. Die Verbraucherpreise legten im November im Vormonatsvergleich um 0,42% zu. Die durchschnittliche Monatsinflationsrate seit Jahresbeginn betrug 0,3%, 2010 waren es zu diesem Zeitpunkt 0,7%. Rumänien wird voraussichtlich unter diesen Umständen sein offizielles Inflationsziel in diesem Jahr zum ersten Mal seit vier Jahren schaffen. Das Ziel liegt bei 3 Prozent plus/minus einen Prozentpunkt.

Mehr Konkurrenz auf dem rumänischen Bankenmarkt sei nötig. Dies erklärte der Gouverneur der Nationalbank Rumäniens, Mugur Isarescu, am Montag innerhalb eines Seminars in Bukarest, verzeichnet die Wirtschaftszeitschrift Piata Financiara. Banken tendierten dazu, aufgrund unvollständiger Konkurrenz im Finanz- und Bankensektor, Kosten, welche durch mangelhafte interne Organisation und falsch eingeschätzte Risiken entstehen, auf ihre Kunden abzuwälzen. Dies geschehe teilweise leichtfertig, da manchmal die betroffenen Kunden effektiv abgewürgt werden, erklärte Isãrescu desweiteren.
Der Chef des rumänischen Bankenverbands, Radu Gheþea, meint hingegen, dass der Wettbewerb zwar existiere, jedoch dieser nicht den Vorstellungen der Notenbank und des Bankenverbands entspreche. Konkurrenz finde nur da statt, wo auch Nachfrage bestehe. Somit zeigten sich bei Ausschreibungen für EU-finanzierte Projekte jeweils vier bis fünf Banken an einer Kofinanzierung interessiert, jedoch fehle das Interesse beispielsweise den Einkauf von Haushaltsgeräten zu finanzieren.
Der Chef der Bankenaufsicht bei der Zentralbank, Nicolae Cintezã, hatte bereits am Wochenende in Sinaia Banken hart kritisiert und diese aufgerufen, ihren Kunden entgegenzukommen und nach Möglichkeit Kredite von diesen einzukassieren. Sie sollten Kreditbegleichungen, seien sie auch unvollständig, ermutigen und nicht Gebäude und Grundstücke übernehmen welche sie im Nachhinein nicht verkaufen könnten.

Hier auch die Referenzkurse der Nationalbank Rumäniens für den heutigen Donnerstag: ein Euro wurde gestern Nachmittag mit 4Lei34 quotiert und ein US-Dollar mit 3Lei33. Der Referenzkurs für ein Hundert ungarische Forint lag bei 1Lei42 und für ein Hundert serbische Dinar bei 4Lei28. Ein Gramm Gold wurde auf 175 Lei und 20 Bani gewertet.

Zum Schluss noch eine Meldung für diejenigen, die ihre Steuer in diesem Jahr noch nicht bezahlt haben: Wenn Sie ihre Zahlungen bis zum Jahresende, bzw. bis zum 30. Dezember tätigen, wird Ihnen die Zusatzsteuer für die Verspätung gestrichen. Desweiteren, wenn Sie die Steuer dieses Jahres bis zur Jahreshälfte 2012 auszahlen, erhalten Sie eine Ermäßigung um die Hälfte der Verspätungsgebühr. Die Ermäßigungen gelten sowohl für natürliche als auch für juristische Personen.

Hiermit endet auch das letzte Wirtschaftsmagazin in diesem Jahr. Mit weiteren Wirtschaftsthemen erwarten wir Sie erst am 5. Januar wieder. Am kommenden Donnerstag laden Sie die deutschen Radio-redaktionen zu einem Weihnachtsspezial des FunkMagazins ein und in zwei Wochen zu einem Jahresrückblick des Medienvereins FunkForum. Die Wirtschaftsredaktion wünscht Ihnen Frohe Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2012!

12.15. WM1  


12.15. WM2  


12.15. WM3  


 Adrian Ardelean, Temeswar, 15.12.2011
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