Der Weltuntergang scheitert laut Dumitru Gorzo. Eine erfreuliche Nachricht besonders für die Temeswarer Kunstwelt. Denn ein gescheitertes Ende bedeutet in diesem Fall einen erfolgreichen Start. Mit der Ausstellung des bekannten zeitgenössischen Künstlers wurden die neuen Räumlichkeiten der Jecza-Galerie eingeweiht. Es war ein kurzer Umzug in Mai, der buchstäblich über einen eingerissenen Zaun verlief.
Der junge Galerist Andrei Jecza hatte auf die Einweihung des neuen Ausstellungsraums zwei Jahre warten müssen. Bei der Gruppenausstellung „About Bodies“, die in der Galerie der Triade-Stiftung 2009 stattfand, sprach der Sohn des verblichenen Bildhauers Peter Jecza zum ersten Mal über sein Vorhaben, eine neue Galerie zu eröffnen, die den Namen seines Vaters tragen sollte.
Die Idee dafür sei bereits 2005 entstanden. Doch aufgrund der gesundheitlichen Probleme Peter Jeczas wurden die Pläne für eine Galerie aufs Eis gelegt. Mit dem tragischen Dahinscheiden seines Vaters wurde die Idee wieder aufgenommen. Andrei Jecza möchte mit der Jecza-Galerie auf dem internationalen Markt Fuß fassen. Doch auch der rumänische Markt zeigt Potential. Während in den 1990er Jahren die Kunden der Familie Jecza vorwiegend aus dem Ausland kamen, hat sich das in den letzten zehn Jahren verändert. Immer mehr Rumänen entdecken die Leidenschaft für die Kunstsammlung. Dabei will die Jecza-Galerie sowohl junge, unbekannte Künstler fördern, als auch bereits große Namen vertreten. Vor Dumitru Gorzo stellte Jecza besonders überwiegend lokale Künstler aus, wie Bogdan Ra]², Cristian Sida oder Daniel Brici. Raum zur Entfaltung suchte und fand die Jecza-Galerie in den letzten Jahren mit Erfolg.
Ob eine Gruppenausstellung anlässlich des 20-jährigen Jubiläums seit der Revolution im Club Setup oder eine Gruppenausstellung in der Iulius Mall, Jecza suchte ständig nach unkonventionellen Orten und unkonventionellen Ideen, um Kunst zu verkaufen. Dabei musste sich der junge Kurator Andrei Jecza auch harten Herausforderungen stellen. Das Kunstgeschäft ist hart und hängt besonders von Beziehungen ab. Wer relativ unbekannt ist, tut sich schwer erfolgreiche Künstler auszustellen. Das musste Jecza am eigenen Leib erfahren, als es darum ging, einen passenden Künstler für die Eröffnung seiner Galerie zu finden. An Absagen ging es nicht vorbei. Den kontroversen Künstler Gorzo überredete Jecza, indem er ihm den Ausstellungsraum zeigte. Doch von der Zusage des Künstlers bis hin zur fertigen Ausstellung war es ein langer und mühsamer Weg. Für die Eröffnung lud Jecza zwei bedeutende rumänische Kunstkritiker und einen britischen Kurator ein. Wer erfolgreich sein will, muss präsent sein. So verfasste der Kurator Richard Unwin nicht nur den Text für den Katalog der Gorzo-Ausstellung, sondern auch einen Artikel für das Londoner Kunstblatt The Art Newspaper.
Präsenz ist ausschlaggebend für eine Galerie. Darum war Andrei Jecza in den letzten Monaten ständig auf Reisen. Zu den wichtigen Auslandsstationen gehörten die Kunstmessen Vienna Fair 2011 und Art Basel. Letzeres gilt als die wichtigste Kunstmesse der Welt. Mit Werken des britisch-rumänischen Künstlers Paul Neagu konnte sich die Jecza-Galerie in Basel zeigen lassen. Doch neben großen Galerien, die einige der größten und erfolgreichsten Künstler der Welt vertreten, verblasst eine kleine Galerie, die sich noch im Entstehen befindet. Dementsprechend stellte Basel für Andrei Jecza eine enttäuschende Erfahrung dar. Besonders nach dem Erfolg auf der Wiener Kunstmesse Vienna Fair, erhoffte sich der junge Galerist mehr von Basel. In Wien stieß Jecza mit seinem Angebot auf Interesse. Besonders die Werke der Temeswarer Kunstgruppe Sigma fanden Anklang beim Messepublikum.
Ende Juli folgt das nächste Ereignis nach Dumitru Gorzos gescheitertem Weltuntergang. Urbane Archäologie heißt die neue Ausstellung, die am 23. Juli eröffnet wird. Es handelt sich um eine Einzelausstellung des Künstlers Ioan Augustin Pop. Dieser wird exklusiv in Temeswar in der Jecza-Galerie ausstellen. Danach soll im Herbst der Künstler Roman Tolici folgen. Erneut ein Künstler, den die Temeswarer nur in der Jecza-Galerie sehen können. Den Grund, weshalb sich Künstler für die Jecza-Galerie entscheiden und nicht für die Konkurrenz, findet Andrei Jecza besonders im Konzept. Doch auch über die nötigen Beziehungen verfügt die Galerie. Immerhin handelt es sich hier um eine Traditionsgeschichte und einen Namen mit Gewicht. Das betonte Andrei Jecza, der ohne die Unterstützung seiner Mutter Sorina Jecza, der Leiterin der Triade-Stiftung und auch seiner Freundin Doris Murgu es so weit nicht gebracht hätte. Immerhin steht der 23-Jährige noch ganz am Anfang eines äußerst harten, aber lukrativen Geschäftes.