Temeswarer Kläranlage nach EU-Standards modernisiert
Ohne die ISPA-Mittel wäre die Erneuerung der Temeswarer Kläranlage eine kostspielige Angelegenheit für den Steuerzahler geworden. Das millionenteure Projekt hätte die Stadt Temeswar/Timisoara und die Gesellschaft für Siedlungswasserwirtschaft Aquatim nur schwer aus der eigenen Tasche zahlen können. Tarif- oder Steuererhöhungen wären die Folge gewesen. Durch das Förderprogramm der Europäischen Union wurde ein Großteil des Projektes finanziert. Dabei handelte es sich um nicht rückzahlbare Hilfsmittel, die zwischen 2000 und 2006 potenziellen EU-Beitrittsländern zur Verfügung gestellt wurden.
Als das Projekt für die Modernisierung der Kläranlage aus Temeswar eingereicht wurde, gehörte Rumänien noch nicht zur EU. Ganze acht Jahre sind vergangen, seitdem das Vorhaben in die Wege geleitet wurde. Vor sieben Jahren wurde der Vertrag abgeschlossen. Eine lange Zeit, meinten viele der Anwesenden bei der offiziellen Einweihung am Dienstag. Mit dem Finger wurde dabei auf das Finanzministerium gezeigt. Besonders nachdem der Geschäftsführer des Unternehmens PWT Rüdiger Böckle seiner Unzufriedenheit Luft machte. Sein Unternehmen erhielt den Vertrag für die Modernisierung der Kläranlage im Jahr 2003. Nicht der erste Vertrag, den die Wasser- und Abwasserspezialisten in Rumänien abgeschlossen haben. Seit Mitte der 1990er Jahre arbeitet die Firma aus Zwingenberg mit vielen rumänischen Städten zusammen. In der Regel dauert ein Projekt zwischen zwei und vier Jahre. „Es gab noch vor einem Monat Zweifel daran, ob wir das Projekt abschließen werden oder nicht,“ meinte Böckle. Schuld für die Verzögerungen seien ständige Vertragsbrüche gewesen. Man habe dem Unternehmen ständig Steine in den Weg gelegt, erklärte Böckle. Erst als in 2009 das Projekt in die Hände der lokalen Wassergesellschaft übergeben wurde, habe es Fortschritte gegeben. Böckle lobte die Aquatim als Schlichter. Die Vertreterin des Ministeriums Mihaela Terchila versuchte die Wogen zu glätten, jedoch relativ ungeschickt. Ihrer Zusicherung, dass man sich im Ministerium bemühe, die ISPA-Projekte zu bearbeiten, folgte eine unglückliche Wortwahl. „Ich garantiere Ihnen, dass wir viele Nächte zusammen verbracht haben,“ erklärte die junge Politikerin und sorgte für unfreiwilliges Gelächter im Saal.
Davor wurde besonders in Zahlen gesprochen: 30 Millionen Euro hat die Modernisierung der 100 Jahre alten Kläranlage gekostet. Neben der Kläranlage sah das ISPA-Projekt auch andere Maßnahmen vor. Auch das städtische Kanalisationssystem wurde für 10 Millionen Euro erneuert und erweitert. 71 Prozent der Gesamtsumme wurde aus ISPA-Geldern finanziert.
Im nächsten Jahr feiert die Kläranlage hundertjähriges Bestehen und soll einen neuen Namen erhalten. Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu sprach über seinen Amtsvorgänger Stan Vidrighin, dem ersten rumänischen Bürgermeister der Stadt Temeswar. Vidrighin war hauptverantwortlich für den Bau der Kläranlage und den Ausbau des Kanalisationssystems Temeswars. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Politiker im neuen System unter. Seine Nachfahren waren bei der Einweihung ebenfalls anwesend und drückten im Vorfeld ihre Dankbarkeit aus.