Banater Zeitung

Westliche Medien als Qualitätsstandard - Interview mit Krisztián Erdei, Vorsitzender des Medienvereins FunkForum

Seit zehn Jahren besteht der Medienverein FunkForum. Eine Erfolgsgeschichte, behaupten die Mitglieder des Vereins, der deutschsprachige Radio-, Fernseh- und Zeitungsredaktionen aus Rumänien, Ungarn, Serbien und Kroatien zusammenschließt. Seit Dezember 2010 hat das FunkForum einen neuen Vorsitzenden. Krisztián Erdei, Redakteur beim Funkhaus Fünfkirchen wurde einstimmig als Nachfolger von Adrian Ardelean gewählt. Erdei ist der erste ungarndeutsche Vorsitzende des Vereins. Mit Krisztián Erdei sprach Robert Tari.


Im Foto: Krisztián Erdei (Zoltán Pázmány)

Bei dem Festakt wurde, wie es oft der Fall ist, in Zahlen gesprochen. Das FunkForum feiert in diesem Jahr auch ein besonderes Jubiläum, nämlich zehn Jahre seit der Gründung des Vereins. Wie schätzen Sie, hat sich der Verein über die Jahre entwickelt?

Ich war nicht von Anfang an dabei, damals, als der Verein gegründet wurde, war ich noch sehr jung und ich war noch nicht so lange beim Rundfunk dabei, hatte aber auch schon als Austauschjournalist hier in Temeswar eine Woche lang gearbeitet. Was ich von den Anfängen mitgekriegt habe, war der große Enthusiasmus, der bei den Mitgliedern herrschte und wie aktiv die Mitglieder damals waren. Alle hatten sich gefreut, Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen, die das Gleiche machten und auch die Zusammenarbeit verlief anfangs ganz gut und flott. Dieser Enthusiasmus ist in den letzten Jahren – meiner Meinung nach – abgeflaut. Es müssen neue Anregungen gefunden werden, wie man die Leute neu motivieren kann. Ich glaube, eine Voraussetzung wäre, auch die Teilnahme an den Vereinstreffen. Dem Herbsttreffen wäre es ratsam, auch eine Fortbildung für die Redakteure anzuknüpfen.

Als Journalist legen Sie besonderen Wert auf die Qualität Ihrer Arbeit...

Wie ich die Sache sehe, gibt es keinen Unterschied zwischen einem Minderheitenpublikum und der Zielgruppe der Bevölkerungsmehrheit. Ein Journalist sollte überall die gleichen Regeln befolgen und den gleichen Standard erfüllen. Das verlangt Übung, doch dazu sehe ich uns auch in der Lage, weil wir mehrere Sprachen sprechen, weil wir mit verschiedenen Kulturen vertraut sind. Darum können wir auch besser werden.

Ist das ein Problem, nicht nur des FunkForums sondern auch seiner Mitglieder, dass man die Messlatte zu niedrig ansetzt, besonders im Vergleich zu den Medien in Deutschland?

Der Journalismus im Westen ist klar entwickelter als in Mittel- und Osteuropa und wir müssen viel nachholen, doch ich sehe es nicht als einen großen Nachteil, denn sie – die FunkForum Mitglieder – machen eine wirklich wertvolle Arbeit und sie werden ja auch nicht überbezahlt und die meisten machen es auch nicht hauptberuflich, sondern auch ehrenamtlich. Aber wenn wir schon diesen Verein haben, dann sollten wir auch die Möglichkeit nutzen uns zu verbessern.

Die Mitglieder des Vereins durften immer von journalistischen Fortbildungen profitieren. Welche anderen Angebote möchte das FunkForum seinen Mitgliedern in Zukunft anbieten?

Ich glaube, man sollte sich nicht zu hohe Ziele setzen, sondern stattdessen kleiner anfangen, indem man zuerst versucht kleinere Ziele zu erfüllen. Ein Ziel wäre zum Beispiel, mehr Fortbildungen zu organisieren, die gezielt für unsere Redakteure sind und nicht, wie in den letzten Jahren ausschließlich für Jugendliche. Auch unsere neue Webseite ist eine wichtige Plattform für die Mitglieder. Die Seite ist etwas Einmaliges für diese Region, weil wir die deutsche Minderheit aus den verschiedenen Ländern durch das Zusammenführen ihrer Medien zusammenbringen. Wer auf diese Seite geht, kann das Leben, die Kultur und die Sprache dieser Minderheit kennenlernen.

Minderheiten lieben es immer in Jubiläen zu sprechen, weil sie dadurch immer ihre Beständigkeit und Langlebigkeit unterstreichen können. Wie bereits anfangs erwähnt feiert das FunkForum auch ein rundes Jubiläum. Wie glauben Sie, kann man sich die nächsten zehn Jahre FunkForum vorstellen?

Wie gesagt, man sollte sich nicht große Ziele setzen, sondern langsam nach vorne schreiten. Es gibt Probleme, mit denen sich besonders die Geschäftsstelle auseinandersetzt; zum Beispiel Fördermittel, für die man jedes Jahr Anträge stellen muss. Wir hoffen, dass das Institut für Auslandsbeziehungen und unsere anderen Förderer den Verein und unsere Projekte auch weiterhin unterstützen werden. Wenn wir so weitermachen, die Kontakte untereinander aufrecht erhalten, gut zusammenarbeiten, gemeinsam Projekte starten und weiterführen, dann werden auch die nächsten zehn Jahre erfolgreich sein.

 Robert Tari, Banater Zeitung, 06.22.2011
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