Lückenfüllende Schulbücher für den deutschsprachigen Nationalitätenunterricht sind fertig gestellt worden. Pädagogen aus Fünfkirchen und Budapest haben 2 Jahre lang an Büchern, Arbeitsheften und Lehrplanempfehlungen gearbeitet. Zustande gekommen sind die Lehrmaterialien im Rahmen eines EU- Projektes, ein Konsortium hat im Gesellschaftlichen Operativen Programm um die 30 Millionen Forint erhakten. Christian Erdei berichtet.
Im Auftrag der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ist vor einem Jahr ein Leitbild für das ungarndeutsche Bildungswesen entwickelt worden. Das Autorenteam bestand aus Experten aller Bildungsbereiche vom Kindergarten bis zur Universität.
Da seit Jahrzehnten ein fortgeschrittener Assimilationsprozess zu verzeichnen ist, kommt den Bildungs- und Kultureinrichtungen bei der Sprach- und Identitätsvermittlung eine Schlüsselposition zu. Auch Angesichts sich rapide ändernder bildungs- und kulturpolitischen Entwicklungen in Europa und in Ungarn hat die deutsche Minderheit ihre Rolle und Ziele neu zu formulieren. Daher bestand die Notwendigkeit der Erstellung eines Leitbildes, dem sich das ungarndeutsche Bildungswesen verpflichtet fühlt und an dem sich seine Entwicklung orientiert. (Die Interessierten finden das Leitbild auf der Webseite der LdU und des UDPI.)
Es gibt noch viel zu tun - Projektkoordinatorin Frau Englender- Hock
Da das Leitbild bloß allgemeine Grundsätze und Leitideen beschreibt, ist es notwendig in eigenen Dokumenten für die vorschulische Erziehung, den schulischen Bildungsbereich, Hochschule und Universität, sowie Erwachsenenbildung konkrete Ziele und Maßnahmen abzuleiten und zu beschreiben.
Im Schuljahr 2010/2011 haben mehrere Arbeitsgruppen parallel an der Entwerfung von Aktionsplänen, Kompetenzmodellen bzw. Rahmenlehrplänen gearbeitet.
Die Arbeitsgruppe Vorschule und Kindergarten besteht aus Fachleuten der Praxis und der Kindergärtnerinnenausbildung; eine theoretische und praktische Unterstützung erhält sie von Experten aus Südtirol.
Für den Bereich Schule ist die Erstellung eines mittelfristigen Entwicklungsplanes im Gange, für den bereits die Leitsätze ausformuliert worden sind und die in Kürze auch in Druck erscheinen.
Als direkte inhaltliche und methodische Hilfe für die Schulen hatten wir die Möglichkeit im Rahmen eines Projektes - TÁMOP 3.4.1.A – mehrere Materialien zu erarbeiten. Ein Kompetenzmodell und der dazu gehörende Rahmenlehrplan für die zweisprachigen Nationalitätenschulen wurde bereits an der Landeskonferenz im Februar 2011 vorgestellt. In den vergangenen Tagen beendete die zuständige Arbeitsgruppe auch das Kompetenzmodell und den Rahmenlehrplan für die „Sprache unterrichtenden Schulen“, so dass diese Dokumente für das kommende Schuljahr zur Verfügung stehen werden. Die in den Kompetenzmodellen formulierten Kann-Beschreibungen beziehen sich auf folgende Bereiche: sprachliche Handlungskompetenz, landeskundlich-interkulturelle Kompetenz, linguistische und Methodenkompetenz.
Der Rahmenlehrplan bildet die Grundlage für die Entwicklung lokaler Lehrpläne, er ist mit dem jeweiligen Kompetenzmodell kompatibel und umfasst daher dieselben Bereiche. Bei der Erstellung leistete uns das Goethe-Institut und das Thüringische Landesinstitut für Lehrplanentwicklung, Lehrerfortbildung und Medien durch entsandte Fachleute eine grundlegende Hilfe. Im Laufe des nächsten Schuljahres entstehen anhand der vorliegenden Materialien lokale Musterlehrpläne, die von den Schulen leicht adaptiert werden können.
Das Ungarndeutsche Pädagogische Institut und der Bildungsausschuss der LdU nahmen bereits Kontakt zu den ungarischen bildungspolitischen Gremien auf, um die Rahmenlehrpläne als offizielle Dokumente anerkennen zu lassen. Auch Fachgespräche mit Vertretern der anderen Minderheit sind zur Schaffung einheitlicher Richtlinien unerlässlich.
Im Rahmen des bereits erwähnten TÁMOP-Projektes sind weitere Unterrichtsmaterialien entstanden, die zum Teil ab September auf dem Lehrbuchmarkt erscheinen und einen seit langem bestehenden Mangel decken: „Omas Fotoalbum erzählt“, ein Arbeitsbuch und eine Textsammlung für den Volkskundeunterricht der Klassen 7-8; „Geographie 7.“; sowie ein Arbeitsheft für den gymnasialen Literaturunterricht und die Übersetzung des Arbeitsheftes in Geschichte für die Klasse 9.
An unseren Aktivitäten beteiligen sich an die 50 Pädagogen ungarndeutscher Bildungseinrichtungen aus dem ganzen Land, die sich verpflichtet fühlen, die Qualität der Kindergartenerziehung und des Nationalitätenunterrichts zu erhöhen.
Unsere Projekte werden in den kommenden Jahren fortgeführt mit der Erstellung von Aktionsplänen für den Hochschulbereich und Erwachsenenbildung, bzw. der Verfassung von Kompetenzmodellen und Rahmenlehrplänen für die sprachlichen Anforderungen des deutschsprachigen Fachunterrichts in den Bereichen Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer, gesellschaftswissenschaftliche Fächer, künstlerische und musische Fächer sowie Sport.
Auch die Zielsetzungen des mittelfristigen Aktionsplanes für den schulischen Unterricht müssen in Projektgruppen erarbeitet, im Plenum diskutiert und das Ergebnis als ein brauchbarer Entwicklungsplan abgeschlossen werden.
Christian Erdei - Ibolya Engelnder Hock, Fünfkirchen, 21.06.2011 |