Funkhaus Fünfkirchen

Zeitgenössische Stücke sind die Stärke der DBU

- Premiere von Mayenburgs „Der Häßliche“

Sehr futuristische Bilder und eine sehr scharfe Kritik der Gesellschaft und der menschlichen Psyche – das ist für das postmoderne deutsche Drama charakteristisch. Die Premiere eines solchen Stückes fand am 23. Februar in der Deutschen Bühnbe Ungarn (DBU) in Seksard statt. „Der Häßliche“ ist der Titel des Werkes von dem 38 jährigen berliner Autor, Marius von Mayenburg. Geschrieben hat er ihm erst vor 4 Jahren.


Tom Pilath (Lette) und Melinda Pitz (Fanny)
Schwere Aufgabe gut gemeistert

Neuartige Musik und viele technische Effekte. Das Bühnenbild ist sehr einfach, es besteht aus einem weissen Parawan mit Quadratformen, im Neon- und Stroboscoplicht erschein alles etwas grell. Auf der Bühen agieren 4 Schauspieler, die ständig in die Rolle eines anderen Charakters springen. Deswegen ist das Stück eine echte Herausforderung – die jedoch der rumänische Regisseur (Stefan Iordanescu- Fogarasi) und die Schauspieler (Tom Pilath, Melinda Pitz, Andrei Hansel und Daniel Solymár) hervorragend meistern. Die Charakteristik des postmodernen deutschen Dramas ist sehr zu spüren. Obwohl die Rollen ständig im Wandel sind, und das Aussehen der Schauspieler prakitsch dasselbe bleibt kapiert der Theaterbesucher sofort worum es geht und genau darin leigt die Meistelreistung.



Die Handlung hingegen ist relativ einfach. Wie ein Blitzschlag trifft den Protagonisten Lette die schlechte Nachricht, dass seine eigene Erfindung, ein eltekrischer Stecker, von seinem Assistenten Karlmann auf einer wissenschaftlichen Konferenz vorgestellt wird. Er ist noch überraschter als sein Chef ihm mitteilt, warum er die ehrenswerte Angelegenheit weitergegeben hat. Der banale Grund lautet: Lette ist einfach zu hässlich, um etwas präsentieren zu können. Lette lässt sein Gesicht operieren, so ändert sich alles komplett, vielleicht auch zu viel. Denn alle andere Mesnchen um ihn herum unterziehen sich auch eine OP und sehen dann alle gleich aus. Das Drama von Marius von Mayenburg schildert den aktuellen inflationären Gebrauch von Schönheitschirurgie sowie die damit verbundenen moralischen Fragen. Das Ergebniss: eine gnadenlose und grosteske Gesellschaftskritik und die finsteren Teifen der kranken menschlichen Psyche.


Herausragende schauspielerische Leistung

Der Clou an der Arbeit des Regisseurs besteht bei dem „Häßlichen“ darin, dass er die Rollen auf die Schauspielern gefromt hat und nich umgekehrt. So wirkt Tom Pilath (spielt die Hauptrolle), der eigentlich erst vergangenes Jahr sein Studium absolviert hat und Lette seine erste Hauptrolle überhaupt war, wie ein erfahrener all-round Schauspieler. Doch auch die anderen agieren selbstbewust und ohne einen Patzer auf der Bühne. Besonders Andrei Hansel weckst über sich hinaus und spiel im Drama und leifert eines seiner größten Spiele.


Daniel Solymár (Karlmann), Tom Pilath (Lette) und Andrei Hansel (der Chef)

DBU in der Theaerlandschaft etabliert

Schon bei vorherigen Aufführungen hat die DBU bewisen, dass vor allem zeitgenössische Stücke ihr zugeschnitten sind und diese ihre Stärke sind. Bei dem Häßlichen hat jedoch das Theater gezeigt, dass sie in der ungarischen und sogar in der europäischen Theaterlandschaft nicht verstecken muss, und auf diesem Gebiet für die Deutsche Bühne sich die besten Möglichkeiten öffnen.

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 Christian Erdei, Seksard, 23.02.2011
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